Marco
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Das Fenster auf Kipp, das Licht gedimmt, im Aschenbecher eine qualmende Rakete und auf dem Tisch eine rote Kerze, dessen Licht durch die seichte Brise des Windes an den Wänden mysteriös flackert. Lautes Gehämmer an der Tür, ein klingelndes Telefon auf dem Tisch und empörende Rufe von der Straße, lassen Marco nicht aus der Ruhe bringen, denn er hat es endlich geschafft. Er sitzt auf der Vorderkante seines Sofas, auf dem Schoß seine E-Gitarre, aus der ein langes dickes schwarzes Kabel hängt, dass sich quer durch sein Wohnzimmer hindurch zu seinem Verstärker schlängelt. Der Lautstärkeregler auf Maximum!
Mit jedem Zupfen, mit jedem Ziehen, schwingt und springt der Verstärker vom Boden und der Ton, der Sound der Gitarre läßt die Wände und die Fensterscheiben erschüttern.
Mit geschlossenen Augen geht Marco ab und bangt zum Rhythmus seiner Musik. Als er seine Augen öffnet sieht er zu seinem Erstaunen an den Wänden nicht nur das flackernde Licht seiner Kerze, sondern es hat sich auch ein Blaues hinzugemischt.
„Goooiill Geilalda!“, ruft er laut und spielt nun das berühmte Riff von ACDC.
2
Als Marco das Riff bis zum letzten Ton fertig gespielt hat steht er vom Sofa auf, legt seine handwarme Gitarre vorsichtig zur Seite und nimmt die Rakete aus dem Aschenbecher, nimmt einen kräftigen tiefen Zug davon und hustet ihn dann heftig wieder raus. Benommen geht er zum Fenster und öffnet es ganz, lehnt sich raus und schaut hinunter. Ein Polizistenauto steht auf dem Marktplatz in Wetzlar und zwei Polizisten schauen nervös hinauf.
„Guten Abend Herr....., wie Ihnen sicherlich aufgefallen ist, haben mal wieder mal Ihre Nachbarn uns angerufen, weil Sie der Meinung waren, dass ….,“
Marco lacht und winkt ab.
„Diese elendigen Spießer und Wichtigtuer. Ich habe fertig!“ruft Marco herunter und schließt das Fenster.
Er dreht sich um 90Grad und steht dann vor einem Foto, welches er mit viel Freude und Erinnerungen aus der Vergangenheit anschaut. Darauf zu sehen, ein Scheißhaus auf einem Gipfel in den Bergen, vor einer atemberaubenden Kulisse. Das Klo, bestehend aus Brettern und einem Herz in der Tür.
Er weiß es noch, als ob es erst gestern war. Er ging mit seinen Freunden den Berg hinauf, auf seinem Rücken ein Paket und als er das Klo sah, da war es um Ihn geschehen. Er ließ seinen Paket fallen und lief schnell hinüber.
„Gooiiiilll Geilalda! Hahaha! Wie Goiiillll ist das denn bitteschön!“, lacht und ruft er gleichzeitig heraus und erfreut sich noch mehr, als er sein gesagtes als Echo wahrnimmt. Bei der Freude krümmt er sich und geht dabei immer wieder in die Knie und wedelt dabei heftig mit seinen Händen und Armen.
Seine Freunde kommen zu ihm und lachen mit.
„Wisst Ihr was?...da..da geh ich jetzt druff und dann Scheiß ich auf die Welt! Goiilllalda!“
Gesagt getan und als ob es nicht genug wäre, so ließ er die Tür offen und hatte wohl den besten Ausblick bei dem Geschäft seines Lebens.
3
Seine eigentliche Reise auf dem Berg war allerdings eine ganz andere, denn sein Paket war in Wirklichkeit ein Rucksack, aber kein richtiger Rücksack, sondern eigentlich sein Gleitschirm, denn Marco mag das Fliegen. Er mag die Freiheit und den Rausch des Glücks.
Er mag es nur ein dünnen Seilen von seinem Gleitschirm gehalten zu werden und mit der Thermik zu spielen, die ihn gleiten lässt. Die ihn in die Höhen des Himmels hinauf katapultiert und er die Aussicht genießt und alle Laster vom Alltag fallen lassen kann. Frei zu sein im Kopf ist ihm nämlich sehr wichtig, denn Marco hat ein Laster, welches ihm sein ganzes Leben schon begleitet und er versucht dieses Laster zu zähmen und zu bändigen. Denn sein Laster ist sein Denken und seine Gedanken. Wie ein Spinnrad faden produziert, so produziert er Gedanken, die zuerst aus einer kleinen Frage oder aus einer Idee heraus springt und sich mit der Zeit zu einem komplizierten Geflecht aus komplexen Wirrwarr entwickelt.
Aber nun, wenn er fliegt und frei ist, da scheint ihm das Leben wieder zu gefallen. Das Gefühl ihm Bauch, wie bei einer Achterbahnfahrt mit den kurzen Phasen der Schwerelosigkeit. Er schließt manchmal die Augen und läßt es geschehen und wenn er die Augen dann wieder öffnet und er die Pracht der Natur sieht, dann schreit und ruft er einen Freudenschrei in den Himmel.
Aber nur an den Seilen baumeln ist es auch nicht, was den Reiz für Marco ist, sondern es ist eine Wissenschaft für sich, einen solchen Schirm zu fliegen und zu steuern. Er merkt jeden Windstoß, er merkt jedes Hoch und jedes Tief. Der Schirm ist ständig anderen Windrichtungen ausgesetzt und Marco muss herausfinden, wie er mit den Seilen dagegen Steuern muss, damit er nicht abstürzt. Oder zu schnell an Höhe gewinnt.
Wenn alles wunderbar funktioniert, dann kann ihm die Thermik so weit nach oben in den Himmel schrauben, dass er wieder dort landen kann, wo er abgesprungen ist.
4
Marco reißt sich aus seinen Gedanken und geht ins Bett. Morgen muss er wieder auf die Arbeit. In ein mittelständiges Unternehmen in Mittelhessen. Marco liebt seinen Arbeitgeber, denn die Firma ist so gut aufgestellt, dass es nichts zu beanstanden gibt. Die Chefs und die Arbeiter respektieren sich allesamt und jeder Vorschlag der für ein besseres Klima oder zu einer Verbesserung führt, wird sofort umgesetzt, weil die Chefs auf die Mitarbeiter hören, denn sie haben die langjährigen Erfahrungen und das Knowhow. Aber das Klima in der Firma ist auch deswegen so exzellent, weil die Firma ihre Kultur nicht verkauft hat. Es werden keine unnötigen Workshops eingeführt, die zu einen extrem sauberen Arbeitsplatz führen, sondern jeder Arbeitsplatz wurde speziell für ihren Bereich so umgebaut, dass alles wichtige, wie Werkzeug, Aufnahmen und Programme schnell und einfach wieder gefunden werden können. Zudem wurde auch keine Kultur von anderen Firmen kopiert, die angeblich die Produktion verschlanken und effektiver macht. Kein Lean-Management, kein Toyota-Prinzip, keine Porsche oder Volvo Philosophie, sondern das Vorantreiben der eigenen Kultur.
Mit gutem Gefühl schläft Marco an diesem Abend ein und erwachte zugleich wieder, als sein Wecker nach einer kurzen Nacht wieder schellt.
„Puh! Das war kurz!“, sagt Marco, setzt sich auf, dreht sich eine Zigarette, legt sie neben sein Portmonee, geht ins Bad und wäscht sich. Auf dem Weg zum Auto, wird die Zigarette geraucht und ne halbe Stunde später geht er durch das Werkstor bei seiner Arbeitsstätte.
Er geht geradezu auf eine Halle, öffnet die Tür und geht hinein. Dann geht er ein paar Treppenstufen hinab und steht nach der Durchquerung zwei weiteren Türen vor seinen 2 Umkleidespinden.
Er holt seinen Schlüssel hervor, steht ihn in das Sicherheitsschloss und öffnet dann seinen Spind. Ein heller Regenbogenstrahl blendet ihn und Marco kneift seine Augen fest zusammen.
„Was zum Teufel soll das denn, Aldaaaaaaaa..........“, ruft er noch, als er von dem Regenbogenstrahl gepackt wird und in den Spind gezogen wird.
5
Man könnte meinen, dass man erst einmal in einem dunklem Spind ist und sich fragt, warum und wieso man hier plötzlich ist. Wo der Regenbogenstrahl herkam und warum es jetzt dunkel ist, aber Marco befindet sich nicht in dem Spind auf seiner Arbeit, sondern er steht auf einer Anhöhe und hält in seinen Händen zwei ihm vertraute Griffe, die er von seinen Gleitschirm kennt. Vor ihm befindet sich ein Turm, der steil in den Himmel hinauf ragt. Ein Blitz schlägt ein und die Spitze des Turms wird abgetrennt. Gleichzeitig spürt er ein ziehen an seinen Händen und beim Blick darauf, erkennt er kleine zuckende Blitze, die aus seinem Körper heraus auf seine Griffe übertragen werden.
„Alda....das bin ich!“, ruft er erschrocken auf und sieht in der Ferne, wie die Spitze des Turms auf dem Boden aufschlägt und unter ihm mehrere Menschen ihr Leben lassen.
„Ups!“
Marco sieht, wie die restlichen Menschen wütend zu ihm hinauf schauen.
Marco, der vor noch nicht einmal 2 Minuten an die Arbeit gedacht hatte und ihm dabei auffiel, dass er darauf eigentlich keine Lust hatte, weil er das ständige Auf und Ab der einzelnen Spannungen an seiner Fräsmaschine zu langweilig empfindet, reist in seinen Gedanken zurück an den Punkt, als er noch vor dem Spind stand, als er bemerkt, dass er sich vor 2 Minuten nicht vor dem Spind auf seiner Arbeitsstätte befand, sondern aus dem Koffer vor ihm auf dem Boden, die beiden Griffe heraus gezogen hatte. Noch dazu erinnert er sich an die letzte Nacht mit seinem Weib in einer verborgene Höhle, die als sein Versteck diente, weil er durch die eben getane Arbeit, den menschlichen Verlauf so beeinflusste, dass Ivonne und Ingeborg in ihrer Zukunft es leichter haben werden, die Welt vor ihrem Untergang zu bewahren.
Marco der sichtlich verwirrt ist und mit seinen Gedanken nichts anfangen kann, weil er sich plötzlich an völlig andere Dinge und Ereignisse erinnert, die er zu keinen Zeitpunkt bewusst wahrgenommen hatte, weiß jetzt, dass er gegen Schalenfrüchte allergisch reagiert und ihm das beim großen Akt der Liebe zum ersten Mal aufgefallen ist. Auch das er allgemein etwas gegen den Konsum von Alkohol und Nikotin hatte, machte seinen neuen Charakter nicht beliebter. Dafür scheint er aber eine hohe Anziehungskraft auf Frauen zu haben, denn in seinen Gedanken, kann er unzählige Akte ausfindig machen.
Marco schaut sich seine neuen Klamotten an und findet den Look sehr nice, als er hinter sich etwas funkeln sieht. Er dreht sich um und sieht ein Portal in seine eigentliche Welt. Er sieht wie seine Kollegen sich umziehen und mühsame Kommunikationen über die Müdigkeit und der Unlust der bevorstehende Arbeit gehalten werden.
Marco fühlt sich hin und her gerissen. Hier kann er der Lust der Frauen und vielleicht sehr große Abenteuer erleben und dort dem tristen Leben frönen, dabei allerdings Rauchen und Saufen.
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Attila Jóse Krätius heißt Marco wohl auf der anderen Seite des Portals. Mittlerweile hat er die Griffe zurück in die Truhe gepackt und steht weiter unentschlossen vor dem Portal und grinst seinen Arbeitskollegen zu, die ihn allerdings nicht sehen.
Attila Jóse Krätius ist eigentlich ein Alpaka Hirte, der in einer Zeit rund 750 Jahre vor Jesus Geburt im jetzigen Indien lebt. Dort gehört er einem alten Ritualen Stamm der Ikurunen an, die der heiligen Weintraube folgen und verehren.
Zu einer ausdörrenden Zeit, als es mehrere Jahre keinen Niederschlag gab, da gingen Jäger hinaus in das trockene Land, um Wasser und andere Lebensnotwendige Lebensmittel zu suchen. Die Jäger, die nur einen seichten ledernen Lendenschutz trugen waren mehrere Tage unterwegs und fanden ausser alte ausgetrockneten Büschen und abgestorbenen Sträuchern nichts brauchbares. Doch kurz bevor sie den elendigen Hungernot starben, da kam aus westlicher Richtung ein Sturm auf sie zu, der sich heftig drehte und viele Sachen mitbrachte, die die Ikurunanern noch nie im Leben sahen. So fielen aus dem Sturm plötzlich Bäume und Sträucher mit Früchten aus aller Welt, die der Wirbelsturm, der schon seit mehreren Monaten unaufhaltsam über die Erde fegte, mitbrachte.
Die Jäger freuten sich allesamt tierisch über die Beute und trugen alles brauchbare zu ihren Stamm. Dort probierten sie alles und pflanzten die Triebe und die Kerne ein.
Von allen Früchten gefielen dem Stamm die Weintrauben am besten. Zum einen weil sie gut schmeckten und zum anderen, weil sie, wenn man sie länger lagert und trocknet süßer werden und wenn man den Saft auspresst, man einen leckeren geschmackvollen Saft bekommt. Da der Stamm aus der heutigen Sichtweise schon sehr nachhaltig war und immer versuchte, alle Produkte CO2 Neutral zu Produzieren, haben sie durch eine zu lange Lagerung in nachhaltigen Holzfässern den Saft erneut getrunken und waren allesamt besoffen.
Dem Stammesoberhaupt Bernhard gefiel dieses Gefühl des Verlustes seiner Muttersprache und sämtliche Funktionen seines Körpers so dermaßen gut, dass er ab nun nur noch diesen Saft trank.
Durch mehrere undurchsichtigen und absolut unverständlichen Ansprachen des Stammesoberhaupts saß Attila Jóse Krätius mit im erzählerischen Kreis und spielte beim zuhören mit seiner Muschelkette, die er um seinen Hals trägt. Diese Kette bekam er zu seiner Pubertät von seiner Mutter geschenkt.
7
„Do hammer de Deufel geridde und de Uhr had de Zorn erspäd. Do hob i de Axt genumme und dem Deufel de Kop abhagge wolle, doch do numm er de drezack und wollt mi doch wiklich de Baoch uffschlitze! Mi, de Bouch uffschlitze! Do hobb i de Axt genumme und houch over ma Kop getan und hob usgeholt und de Deufel ans vo de Latz geknoullt!“, erzählt Bernhard und spuckt dabei seinen Speichel in die Runde der Zuhörer, die schon alle sehr genervt zu ihm aufschauen und unwirklich den Kopf schütteln.
Auch Attila war von seinem Oberhaupt enttäuscht und wollte herausfinden, warum die Weintraube seinem Anführer zu solchen Taten veranlasst und verschwand aus der Runde und suchte sich heimlich einen Weg zum Depot, wo all die Sachen gelagert wurden. Er brauchte sich beim öffnet des Fasses keine Muhe zu machen, denn dies war schon geöffnet und eine hölzerne Kelle schwamm auf dem gegorenen Weintraubensaft.
Er führte sich die Kelle an den Mund und trank dann drei kräftige Schlücke. In seiner Vorstellung würde sofort eine Wirkung einsetzen und er würde die Dämonen begegnen und mit ihnen einen Kampf um Leben und Tod führen, doch er war sichtlich enttäuscht, dass diese Wirkung ausblieb. Er nahm dann nochmal 6 große Schlücke und ging dann zuerst zurück zum Kreis, als er aber seinem Anführer hörte, wie er angeblich eine Schlange mit drei Köpfen sah und gegen sie kämpfte, ging er weiter zu seinen Freunden, die in der Ferne mit einem Runden Ball aus Lehm spielten. Tatjana und ihre Freundinnen waren auch dabei. Er setzte sich neben ihnen und schaute seinen Freunden beim Balltreten zu.
8
Die Gedanken die Marco durch den Kopf streifen sind klar und eindeutig, denn er schaut seinen Freunden weiterhin beim Balltreten zu und weiß im inneren, dass dieses Spiel erst in sehr viel späteren Zeit in England erfunden wird. Vorher war es schlicht undenkbar, dass jemand auf die Idee kam, mit den Fußen einen runden Gegenstand zu treten.
„Eindeutig Fußball. Und Enges hat soeben einen Volley gemacht, Alda!“, denkt er und lacht dann laut. Seine anderen weiblichen Freundinnen, die alle neben ihm sitzen schauen in an und schauen verwundert. Erst jetzt sieht Marco welch Schönheiten sich neben ihm befinden und im inneren, erfüllt sich seine Seele mit einen sehr großen Rausch an Glücksgefühlen, denn Marco ist verliebt. Verliebt nicht nur in eine der Prinzessinnen, sondern in alle. Gleichzeitig zum Glücksgefühl schleicht sich ein anderes, ihm vertrautes aber dem echten Jungen ein neues Gefühl in seinen Geist und er empfindet Benebelung. Marco der schon viel Wein in seinem Leben trank ist über die Stärke des Weins verwundert. Es gleicht eher einem Likör. Schnell setzt die Nebelung ein und schon bald merkt er, dass er sein Handeln nicht mehr kontrollieren kann. Wie er in einem Sog hinab gerissen wird und in einem Tunnel aus einfallendem Wasser und der Angst des Drucks der entgegenkommenden Wände erdrückt wird. Er verliert die Balance und fällt nach vorne und bleibt beim Versuch einen festen Halt zu bekommen, an dem Busen seiner Freundin hängen, die wie wild und erschrocken ausflippt, weil sie ja für einen anderen Stammmitglied versprochen ist.
Ihr Vater, der gebannt dem Stammesvater zuhört, hört den verzweifelten Ausruf seiner Tochter und rennt, wie von allen guten Sinnen befreit zu ihr und sieht, wie Attila besoffen auf dem Boden liegt und fanatisch seine Tochter anschaut, die sich mit einer Hand ihren Busen hält.
Der Vater, der damals mit auf der Suche nach Essen war, erkennt den Befall von Attila sofort und greift ihn fest am Arm und zerrt ihn hoch. Dann schaut er ihm tief in die Augen und schreit.
„Du bist der Teufel! Du hast die Lust in dir auf meine Tochter geschickt. Lass von ihr ab!“
Und als er das so schrie, da kommt Marco, der sich im inneren von Attila befindet nach vorne und schaut nun aus den Augen von Attila in die des Vaters Tochter.
Und als der Vater der Tochter, die noch immer ihren Busen hält sieht, wie die Augen von Attila sich ändern und er nun direkt in die Augen von Marco schaut, da sieht er die Zukunft, die unaufhaltsam in der Zukunft auf die Welt zukommen wird und er läßt von ihm ab und fällt zu Boden und knallt auf seine Knie. Der Schmerz hoch ins Gehirn und mit ihm der Schrei aus dem Mund in Richtung des Himmels.
„Wir sind alle verloren, wir sind alle verloren!“
9
Marco reißt sich aus den lauten klagen der Klauen des klagenden Vaters und taumelt turbulent Rückwarts, dreht sich dann und stürzt dann auf den heißen staubigen Boden. Sein Geist ist benebelt und es fällt ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Eine solche Dosis hatte er selbst in der Neuzeit nicht erlebt. Er bleibt auf seinen Rücken liegen und schaut in den Himmel. Die weißen Wolken ziehen langsam über ihm hinweg, doch beim Versuch eine zu bewundern, wird ihm schwindelig und schlecht. Er dreht sich unbewusst, aber wahrscheinlich tief im Unterbewusstsein verankert, in die embryonale Stellung und schaut zu den Mädchen hinüber, die noch alle weiterhin auf der Holzstange sitzen und nun ihn und nicht den Fußballern zusehen. Es ist ihm nicht bewusst, dass er genau zwischen die Beinen von den Mädchen starrt und zusätzlich einen bizarren und zugleich nachdenklichen Blick auf sein Gesicht zaubert. Sogleich schließen die jungen Damen ihre Beine und entsetzten bricht aus. Aber Marco, der in der Neuzeit schon zwischen vielen Beinen geschaut hatte, empfindet zu diesem altertümlichen Zeitpunkt anders, als ihm zugemutet wird und spitzt seinen Blick, indem er seine Lieder zusammen kneift.
„Alda wirklich jetzt?“, stöhnt er und dreht sich auf den Bauch. Dabei wendet er seinen Blick nicht von dem glitzernden Gegenstand ab, den er zwischen den Beinen von Rubina entdeckt hat.
Marco weiß nicht, wann er das letzte Mal Liegestützen gemacht hatte, aber er stemmt seinen Körper mühsam nach oben und robbt dann auf allen Gliedmaßen auf Rubina zu, die erst erschrocken schaut und dann schnell erschrocken aufsteht. Marco robbt langsam aber schnell genug, so dass er aus der Ferne schon erkennt, um was es sich handelt und er im inneren seinen Geistes alle Bekannten Wörter durchgeht, die auf das Gesuchte passt. Als es ihm bewusst wird, sitzt er unmittelbar davor und er streicht mit seinem Finger darüber. Dann fängt er laut an zu lachen und sucht zugleich die Holzstange ab, ob er noch etwas dieser Art findet und ist sichtlich nicht erschrocken, dass es so ist. Er findet unterhalb eine Einkerbung und dabei eine Zahl.
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Fortsetzung folgt......
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Als erstes schießt ihm die Serie Lost durch die Hirnrinde und denkt sich im gleichen Augenblick, dass sich doch niemand getrauen würde, diese Idee noch einmal neu aufzurollen. Als zweiter Gedanke rutscht ihm Truman durch die Lappen. Er weiß es nicht, aber ein inneres Gefühl und eine ihm unbekannte Macht drückt seine Hand auf den Boden und er hört unter dem Sandboden einen blechernen Ton.
Er wischt schnell mit den Händen darüber und schaufelt den Sand zur Seite und tatsächlich wird eine Metallplatte sichtbar. Auf der Platte ein Schriftzug. „Schunk&Ebe“! Unterhalb eine Codezifferchiffrierscheibe die ausschließlich aus Buchstaben besteht. Marco kennt natürlich die Antwort sofort und dreht die einzelnen Buchstaben in die richtige Richtung, so das der Name des Gründers Ludwig zu lesen ist. Unmittelbar danach klappt die Metallscheibe nach innen und ein dunkler Schacht wird unter ihm sichtbar.
„HaHaHaHa! Alda. Nee, gibt es doch nicht!“, lacht Marco lautstark in die Welt unter sich und sucht eine Möglichkeit dort hinab zu steigen.
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Er hat eine gefunden und verflucht diesen Schacht zugleich, denn er bewegt sich auf allen 4ren und es befinden sich zugleich noch unzählige Spinnweben darin. Und Marco findet das Gefühl der Spinnweben auf seinen Kopf und Körper gar nicht so schaurig, sondern den Gedanken, woher die Spinnweben kommen.
„Von den Spinnen will ich keine sehen!“, ruft er hinein und krabbelt vorsichtig weiter den Schacht hinein.
Hinter ihm kommen die Worte von seinen Freunden, den Weibern und dem einen Vater, der noch immer auf den Knien kniet und den Teufel befeuert.
Tiefer und immer tiefer hinein und es wird immer dunkler. Die Sonnenstrahlen von draußen verebben immer mehr und sein Körper nimmt zudem auch noch viel Licht weg. Er schaukelt nun verstärkt beim krabbeln, damit immer wieder ein Lichtstahl an ihm vorbei sausen kann. Doch nach 10 Metern war nun diese Idee auch nichts mehr wert und er tastet sich nun blind voran. Dabei ruft er immer wieder seinen Spinnensatz.
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Klongk ertönt es plötzlich in seinem Kopf. Zudem ein dumpfer Schmerz. Marco hat das Ende des Schachtes erreicht. Er sieht nichts. Alles dunkel. Er tastet mit seinen Händen die Boden, sowie die Wände des Schachtes ab und bemerkt einen schmalen Spalt vor sich. Er greift, dabei die Handaußenseite nach unten gerichtet hinein und zieht daran. Überraschender Weise hebt sich die Falltür leicht nach oben und Marco rutscht drunter hindurch.
„Geschafft!“
Hinter ihm fällt die Falltür wieder herab. Durch den Schwung fällt sie tiefer, als das der Schmutz es in den Fugen zulässt und für einen kurzen Augenblick wird alles hell. Zugleich wird es wieder dunkel. Marco der eine sehr gute und schnelle Auffassungsgabe hat reinigt blind die Fugen und als dann die Falltür wieder herunter fällt, schaut Marco in einen hellen Schacht hinein. Erst muss er sich wieder an Licht gewöhnen, aber schnell erkennt er vor sich Dinge, worauf er nicht vorbereitet war.
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Simone.
Obwohl Marco der festen Überzeugung ist, dass es im Raum dunkel war und keinerlei Licht zu sehen war, sieht er nun in dem Raum vor sich Simone auf einem Bürostuhl sitzen. Vor einem Computerbildschirm. Sie schaut auf und sieht Marco.
„Hallo Marco, schön dass du den Weg zu mir gefunden hast!“
Marco kennt Simone. Sie war mit ihm in der gleichen Schulklasse. Sie hatte damals in der Mathematikunterrichtsstunde eine Entdeckung gemacht, die Bahnbrechend war.
Zuerst wollte ihr niemand glauben und alle taten es als Unfug ab, doch mit der Zeit und mit viel Erklärungsgeschick verstanden es die Menschen immer mehr und bald darauf veränderte sich die Welt so schnell, das einem die Spucke wegblieb. Sie beendete die Schule, machte ihr Abitur und studierte dann Mathematik. Danach schrieb sie ihre Doktorarbeit über das Thema der vollen ganzen Zahlen zwischen den Zahlen und erhielt später sogar einen Nobelpreis.
Marco hatte es damals nicht verstanden, als Simone plötzlich im Unterricht aufsprang und ganz laut „Günf“ schrie.
Der Lehrer Herr Matter, der sich letztes Jahr von seiner Frau getrennt hatte, weil Sie in seinen Augen eine Liebschaft hatte, indem er mit einem Hackebeil mehrfach zuschlug, schaut erschrocken von seinem Schreibtisch auf und schaut Simone kritisch an.
„Fräulein Simone Simones....“, Herr Matter der die jungen Eltern nicht verstand, wie man ihrem Kind einen Namen geben konnte, der ihrem Nachnamen sehr ähnelte, steht zudem empört auf, weil er gerade im Inneren seines Hirns eine Lösung fand, wie er die letzten Bruchstücke seiner Ex Frau beiseite schaffen kann und geht zu Simone.
„Simone, was ist denn los?“
Freudestrahlend und mit leichten Glückstränen in den Augen antwortet sie wieder mit dem neuen Ausdruck, den es noch nicht in der deutschen Sprache gibt, „Günf!“
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„Herr Matter sehen sie denn die Zahl zwischen der 4 und der 5 etwa nicht?“
Herr Matter schaut auf die Zahlenreihe, die auf dem Tisch vor Simone liegt und sieht zwar, dass es zwischen den Zahlen 4 und 5 eine Notiz steht, aber für Herr Matter erscheint es so, als wäre die Notiz von Simone mit einem von ihren zahlreichen Stiften aus ihrem Mäppchen dorthin geschrieben worden.
„Das hast du doch dorthin gemalt!“, gibt der Lehrer schroff hervor.
Simone schüttelte energisch den Kopf.
„Nein. Die Zahl ist soeben erst entstanden. Plötzlich war sie da. Wahrscheinlich war sie schon immer dort und wir haben sie nur nicht gesehen!“
„Wie soll das denn gehen?“
Simone denkt.
„Na in Physik haben wir doch mal alle auf einen Punkt gestarrt und plötzlich sind alle anderen Sachen und Zahlen und Gegenstände aus dem Blickfeld verschwunden. Das Gehirn blendet diese Sachen aus, weil es für den Moment nicht wichtig ist. Und so wird es mit der Zahl bestimmt auch sein. Weil wir sie bisher noch nicht brauchten, war sie für uns nicht zu sehen, aber jetzt wo wir sie sehen, werden wir diese Zahl brauchen. Wofür weiß ich noch nicht, aber ich habe die Zahlenreihe weiter geschrieben und habe noch die Zahlen Fieben, Deun und Schiebenunddreißig gefunden.“
Herr Matter wendet sich von Simone ab und geht zum Schreibtisch zurück. Simone ist bitterlich enttäuscht und schaut zu ihren Mitschülern. Die öffnen ihre Bücher und halten dann alle Bücher hoch. In den Büchern befindet sich eine Zahlenreihe. In allen Büchern befindet sich die gleiche Notiz zwischen den Zahlen 4 und 5.
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„Was ist eigentlich aus Herr Matter geworden?“, fragt Marco. Er ist sichtlich erstaunt, dass er gerade in diesem Moment, als er Simone nach einer Ewigkeit wieder sieht, diese Frage stellt.
„Herr Matter ist wegen Mord zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, nahm sich aber später im Gefängnis das Leben. Marco.....ich bin Glücklich dich hier zu treffen! Wir haben einiges vor.“
Marco rutscht den restlichen Gang zu ende und erhebt sich dann mit einem Knacken im Rücken und einem schmerzenden Ausruf der Erleichterung, endlich wieder aufrecht stehen zu können. Als er dann allerdings noch den vorhandenen Alkohol spürt, dreht sich kurz alles und er muss sich stützend an einem metallernden Tisch festhalten. Dann geht er zu Simone und drückt sie ganz fest an sich.
„Ahhhh sehr schön Dich wieder zu sehen.“
Er linst nach der Umarmung auf den Monitor und sieht dort ein Konstrukt aus Zahlen, Linien und Tabellen, die sich alle kontinuierlich verändern.
„Was ist das?“
Simone wischt sich mit der Hand ihre Haare aus dem Gesicht.
„Das mein Lieber ist die Zoonische Tastatur der Licht und Strahl, sowie der Pump und Dehntechnik zur Überbrückung der Zeit und der Materie, kurz gesagt: ZTLSPDÜZM! Wir sagen aber immer Zeitspülen dazu.“
Marco ist verwundert aber zugleich auch nicht, denn wie sonst ist er von seiner Arbeit ins alte Indien gereist.
„Aha!“
Simone lächelt.
„Ja wir haben dich auserwählt, dass du unser Reisender der Zeit wirst, damit du wichtige Ereignisse in der Vergangenheit änderst, damit wir in Zukunft die Taten von Ingeborg und Ivonne besser steuern können!“
Marco nickt.
„Alda echt jetzt? Ich reise durch die Zeit? Cool Aldaaaaaaaa! Aber wer ist Ingeborg und Ivonne?“
Simone nickt und verweist mit ihrer Hand auf eine Webseite, die in der Bio dieses Accounts zu finden ist.
16
Simone schaut auf ihre Uhr und ist verärgert, dass es schon so spät ist. Sie überlegt kurz, ob sie Marco von Ingeborg und Ivonne erzählen sollte, da sie sich ja auch in einer Art der Reise befinden, allerdings in einer Phase zwischen Tod und Geburt und schüttelt den Gedanken ab.
Sie öffnet eine Schublade und holt einen Gürtel heraus. Dieser ist recht einfach gehalten. Es besteht aus Leder und die Schnalle ist ein Drehrad mit Zahlen darauf. Das Innenleben dieses Gürtels ist im Prinzip genauso spannend wie der Inhalt der Flügel eines Flugzeugs, aber genauso schwer zu erklären, wie der Aufbau einer Uhr und da ist keine Sonnenuhr gemeint.
Simone hält Marco den Gürtel hin.
„Hose runter und dann den Gürtel anziehen!“
Marco, der wie jeder Mann zuerst nicht dazu bereit ist, vor Simone oder generell vor einer Frau die Hosen runter zu lassen, weil die Männer in Wirklichkeit sehr sensibel auf die Befehle einer Frau reagieren und sich dadurch klein und unwichtig vorkommen, aber zugleich in der Spitze des Dolches ein Gefühl der Macht auf den ganzen Körper heraus schießt, dass dem Gehirn sagt, dass es nicht die Mutter ist, die dir die direkten Befehle gibt, sondern eine Frau, die sich weit unterhalb deiner Mutter befindet und du ihr zeigen musst, wer hier die Befehle erteilt, wer hier der Boss ist!
„Marco....was ist?“
Marco, der bei solchen Gedankengängen immer leicht versetzt in die weiten des Raums starrt und dabei eine Miene voller Gedanken aufsetzt, schaut ertappt herunter und läßt dann bereitwillig seine Hose fallen.
Unter seiner Hose trägt Marco eine Shorts auf der mehrere Gleitschirme zu sehen sind.
Simone lacht.
Marco ist verwundert warum und fällt sofort wieder in Gedanken und fühlt sich klein, weil vielleicht die Beule zu unscheinbar wahrzunehmen ist und schaut dann erleichtert wieder hoch, als er seine Glücksbringerunterhose sieht.
„Ach die ...Hahahaha!“
Dann geht alles sehr schnell. Hose wieder halb hoch gezogen, alter Gürtel raus, neuer Gürtel rein, beim zumachen versehentlich das Drehrad verstellt und schwupps: Weg!
Fortsetzung folgt......
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