Anna
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Anna saß damals schräg hinter ihr im Klassenzimmer, als Patrizia in sich zusammen fiel und leblos auf dem Stuhl sitzen blieb. Die Lehrerin kam und versuchte alles Mögliche, um Patrizia zu retten, um ihr ein funken Leben in ihren Körper zurück zu holen, doch es war vergebens.
Auch die Wiederbelebungsversuche scheiterten und als die Rettungskräfte in die Schule kamen, da war es schon zu spät. Zu spät für Patrizia, aber auch für Anna und alle Anderen, denn nur eine Stunde später geschah etwas erstaunliches. Die Zeit blieb stehen. Sie standen gerade zusammen auf dem Schulhof, als sich zuerst die Erzählweise änderte. Anna bemerkte zuerst, dass sie plötzlich eine wichtige Person in dieser Geschichte wird, denn sie sah die Welt nun durch ihre Augen. Und aus der Vergangenheit wurde die Gegenwart. Ein Damals zu einem Jetzt!
Anna schaut sich um und sieht nichts außergewöhnliches. Sie merkt auch keine gravierende Veränderung, sie merkt nur, dass sie nicht mehr neben sich steht, sondern mittendrin im Geschehen ist. Im hier und jetzt.
Und noch mehr, denn dann geschieht etwas, was neu ist, denn dann wurde aus der Erzählweise von außen, eine Erzählweise von drinnen, aber nicht über Anna, sondern von Anna, aus Anna!
2
Ich stehe auf dem Schulhof und meine Klassenkameraden stehen um mich herum.
Wir reden über die Geschehnisse und trösten uns gegenseitig, denn wir mochten Patrizia alle. Sie war immer gut gelaunt und war lustig und hat immer versucht, das Richtige zu tun. Und gerade als ich diesen Gedanken ausgesprochen habe, merke ich, dass etwas mit der Umgebung passiert. Ich drehe mich zur Schule um und sehe, wie sie sich langsam auflöst. Wie der Putz der Wände sich in Rauch auflösen. Auch die Steine, die unter dem Putz auftauchen, sacken in sich zusammen. Ein Wind kommt auf und sammelt sich über mir und fängt an sich zu drehen. Immer schneller, wie ein Sog, wie ein Tornado fliegt er über die Schule, erfasst den Staub und zieht ihn hoch. In sich hinein und sammelt sich über der Schule. Der Staub wird Kilometerweit, hoch in die Atmosphäre gezogen und dreht sich dort rotierend. Aber es betrifft nicht nur die Schule, sondern mehr, denn auch die Autos, die Straßen und die Bäume lösen sich allesamt in Rauch und Pulver auf und werden in die Höhe gerissen.
Ich drehe mich wieder zu meinen Klassenkameraden um und sehe auch hier eine Veränderung. Sabine, Nicole und Barbara lösen sich vor mir auf. In ihren Augen sieht man den Schmerz, ihre Münder weit, zu einem letzten Schrei aufgerissen, doch auch die Laute und letzten Schreie werden stumm in dem Sog hinein gezogen und verschwinden, in der braunen rotierenden Blase über meinem Kopf.
Aber ich sehe noch mehr, hinten am Horizont da reißt der Himmel auf und riesige Geschöpfe steigen daraus hervor. Aber nicht nur der Himmel, sondern auch der Boden erzittert und reißt der Länge nach auf. Ich sehe hinein und sehe einen Fluss aus Lava. Eine Hitze steigt empor und aus den Wänden der Schlucht, steigen Wesen hervor, die ich noch nie im Leben sah. Nicht in Filmen oder in Büchern oder aus Dokumentationen. Kreaturen direkt aus der Hölle. Sie klettern aus dem Spalt und sammeln sich kurz in kleinen Gruppen und preschen dann zu den fliehenden Menschen, die überall panisch auf die Straßen flüchten. Aus dem Himmel, die riesigen Wesen, kommen langsam immer näher und die Kreaturen schnappen sich die Menschen und präsentieren sie ihnen. Und die Riesen schauen sich die Menschen an und entscheiden. Entscheiden über Leben und Tod. Da jüngste Gericht. Eine Offenbarung. Und ich mittendrin. Auch mit mir geschieht etwas. Ich schaue auf meine Arme und sehe Fesseln. Dicke Fesseln aus Stahl und Eisen. Kalt und schwer. Und ich sehe die Welt vor mir verschwimmen, ich werde umhüllt in grünen Gas. Und ich wachse. In mir geschieht etwas. Es ist nicht richtig, das weiß ich, und es ist auch nicht menschlicher Natur. Alles um mich herum wird grün. Ein Gas umhüllt mich und findet den Weg hinein. Durch meinen Mund, durch meine Nase. Tief hinein in die Lungen und ich spüre eine Veränderung. Meine Augen brennen und schmerzen wie verrückt. Ich verliere den Verstand und fühle mich beobachtet. Vor mir eine Glasscheibe. Ein Mann steht dort. Er beobachtet mich. Ein anderer Mann, rennt zu ihm. Ich höre eine Stimme. Durch Lautsprecher. Überall.
„Es ist vollbracht!“
Ich reiße an den Fesseln. Ich ziehe mit aller Gewalt und mit Erfolg!
Ich befreie mich und schnelle zu der Glasscheibe. Meine Augen brennen. In mir wird ein Name laut. Ich weiß nicht warum, aber ich brülle ihn heraus. Mit einem lauten Schrei, gegen die Glasscheibe und die ersten Risse sind zu sehen.
< Ich bin Anna, ich bin Methan-Girl!!!>
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Ich gehe zur Scheibe und berühre sie mit der freien Hand. Dann drücke ich und sie gibt nach und bricht in sich zusammen. Ein höllischer Krach von zersplitterten Glas schmerzen in den Ohren. Die zwei kleinen Männer flüchten. Ich will hinterher, doch auch meine Füße sind mit Fesseln gefesselt. Ich schnappe mir die Ketten und reiße sie aus der Verankerung der Wände. Dann bin ich frei. Ich gehe langsam aus der Kammer, in der aus den Düsen, die sich in den Ecken befinden, weiterhin grünes Gas strömt.
Ich schaue an mir herunter. Mein Körper entspricht nicht mehr einer 8jährigen. Nein ich bin eine Frau. Außerdem nackt. Ich habe Brüste. Sie wippen, wenn ich laufe.
„Der Prozess der Jugend, die Zeit der Pubertät, die ich eigentlich haben sollte, um mich mit dem Umstand zu beschäftigen, dass ich in Zukunft Brüste mein eigen nennen darf, ist mir durch den Umbruch der Zeit und der Teleportierung in eine fremde Zukunft oder in die jetzige Vergangenheit, geraubt worden!“
Ich schleiche. Ich versuche meine Geschwindigkeit zu zügeln, als ob ich ein Tablett mit vollen Gläsern, vorsichtig und weil ungeübt, an einen Tisch mit wichtigen Personen bringen muss. Es fühlt sich alles neu an und auch mein Hintern ist um einiges gewachsen. Weibliche Rundungen. Überall. Ich finde es gut, ich finde es interessant, doch es ist auch neu.
In mir, mein Denken, die Gedanken haben sich auch geändert. Ich bin kein Kind mehr. Ich habe die Illusion der Kinderphantasie verloren. Das Backen mit Sand und das überqueren eines See´s, dass mit vielen gefährlichen Raubtieren, wie Krokodile und Nilpferden besetzt ist, ist der Realität gewichen. Von jetzt auf gleich, als ob ich aus einem Koma erwacht bin. Gefangen in einer Zeitschleife, in der ich nie war. In einer Phase meines Lebens, die nie existierte. Keine Erinnerungen zu haben, an eine Zeit. Viele Jahre weg, wie nach einer Kneipentour mit Filmriss. Eben war ich noch in der Schule, jetzt bin ich knapp 3 Meter groß, mit großen festen Brüsten und einem Ziehen im Magen, dass ich noch nicht einzuordnen vermag.
Beim laufen durch den Korridor muss ich mich ducken, denn ich bin zu groß. Ich drücke mich durch den Gang und suche einen Ausgang. Einen Weg hinaus in die Freiheit. In die Natur, damit ich mich verstecken kann. Flüchten in eine sichere Welt, damit ich mich kennen lernen kann. Denn wie ich schon sagte, bin ich wohl ein Superheld geworden, mit Kräften, die mir noch fremd sind. Ich muss mich finden, ich muss es lernen.
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Ich ziehe mich durch viele immer gleich aussehende Korridore. Alle sind sehr Steril gehalten und es gibt keinerlei Bilder oder Poster an den Wänden. Aber es gibt Türen. Holztüren und Glastüren, aber ich will nicht hinein. Ich will hier nur raus.
Die 2 Männer habe ich nicht mehr gesehen. Keine Ahnung wohin die sind, aber die kennen sich hier aus. Das weiß ich, denn sie haben irgendwas mit mir gemacht. Mein Magen schmerzt. Es gluckert in meinem Bauch. Und auch im Unterleib, merke ich einen Druck. Ich bleibe stehen. Setze mich hin und dann passiert es. Es ist menschlich und völlig normal. Aber meine Mutter hat mir immer gesagt, dass sich das für eine Dame nicht gehört! Meine Brüder und auch mein Vater, der als Koch tätig ist, haben es immer und ständig raus gelassen und sie hatten Spaß dabei, denn sie lachten danach immer sehr dreckig. Doch wenn ich es ihnen gleich machte, dann bekam ich immer Ärger.
Bei den Gedanken, wie es wohl gerade meinen Eltern und meinen Geschwistern geht, entfleucht mir aus dem Po ein Pups. Erst ein leises Tönchen und dann eine richtige Salve mit mehreren lauten, gefolgt von einem sehr langen und stillen und dann wieder ein sehr brummender langer Furz.
Aber damit nicht genug. Denn es kommt nicht nur ein sehr unangenehmer Geruch heraus, sondern auch das grüne Gas. Ich werde rot, obwohl keiner hier ist und doch denke ich beim Furzen an meine Mutter. An ihren mahnenden Blick und dem erhobenen Zeigefinger!
Und trotzdem entfällt von mir eine Last. Das Ziehen im Magen und Unterleib verschwinden und ich fühle mich gleich besser. Der Geruch ist zwar sehr streng, aber nicht schlimm. Das grüne Gas bleibt allerdings im Korridor stehen und sammelt sich. Es baut sich, wie eine Bettwurst zusammen und bleibt hinter mir in der Luft stehen. Ich schaue es mir an und wollte mich gerade abwenden und wieder weiter durch den Korridor gehen, um den Ausgang zu suchen, als die Gaswurst zu pulsieren anfängt und dann wie ein Fragezeichen still in der Luft stehen bleibt.
< Kann ich dir helfen? >, frage ich meinen manifestierten Furz und lache dabei, weil ich mir sehr dämlich dabei vorkomme, als das Fragezeichen verschwindet und vor mir in den Korridor fliegt.
Ich verstehe es sofort und folge der Gaswurst.
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Ich krieche und laufe bückend hinter dem Gaswurst-Furz hinterher. Er befindet sich ca. 3 Meter vor mir. Und obwohl ich ihn sehe, so merke ich, dass die Proportionen der Wurst im laufe der Zeit an Gasmasse verliert und ich im Dunst des Geruchs hinterher trotte. Ich glaube sogar, dass der Gaswurst-Furz ein fester Bestandteil von mir ist, denn durch das wiederkehrende Einatmen, nimmt der Druck und der Schmerz in meinem Magen und Unterleib ständig zu. Nach fünf Minuten ist es dann tatsächlich soweit und ich bleibe wieder auf dem Boden sitzen. Die Gasmasse ist weg. Also in mir. So bleibt mir nichts anderes übrig, als es zu wiederholen. Ich konzentriere mich auf meinen Ausgang und lasse ihn wieder heraus. Und als ich gerade dabei war, dass sich mein Organismus besser fühlt und ich wieder eine schmerzfreie Phase meines neuen Lebens leben darf, öffnet sich neben mir eine Holztür und eine Frau mittleren Alters kommt heraus, greift sich sofort panisch an den Hals und sackt dann sofort leblos neben mir zusammen.
„Dann scheint es wohl doch übler zu riechen, als ich dachte!“, überlege ich und schaue gleichzeitig über den leblosen Körper hinweg, in den Raum aus der die Frau gekommen ist.
Ich sehe einen kleinen Vorraum indem nicht viel drinnen steht. Nur ein Schreibtisch und ein Stuhl. Aber dahinter gibt es noch eine Tür. Sie ist milchig und man kann nur schemenhaft etwas erkennen. Ich begebe mich mühsam hinein und nach mir kommt auch die Gaswurst mit in den Raum geflogen. Ich öffne die Glastür und bleibe erstaunt stehen.
Vor mir befindet sich ein großer Raum mit weiteren Schreibtischen und Stühlen. Auch eine Art Computer mit Bildschirm stehen auf den Tischen, doch die interessieren mich zur Zeit nicht, sondern es ist das große Fenster dahinter, was meine volle Aufmerksamkeit verdient hat. Denn ich befinde mich nicht, wie ich irrtümlich gedacht habe, im Keller eines Forschungslabor, sondern in einem Hochhaus! Ich blicke über eine Skyline mit Hochhäusern und mit fliegenden Autos und Flugzeugen und mit motorisierten Heißluftballons und mit Kilometer langen Seilbahnverbindungen, die aus den Häusern, durch die Häuser und in die verschiedenen Häuser der Stadt, dessen Ausmaß sich bis zum Horizont erstreckt.
Mir stockt der Atem. Ich kann die gefühlten Milliarden Eindrücke, die allesamt auf mich wirken, nur schwer fassen. Und schwerer noch, denn aus dem Augenwinkel sehe ich die grüne Gaswurst neben mir am Fenster fliegen und auch sie schaut sich die Stadt an, doch auch wenn ich den ganzen Zusammenhang noch nicht feststellen kann, so habe ich die Befürchtung, dass der grüne Gaswurst-Furz genau weiß, was das für eine Stadt ist, über die ich jetzt gebannt schaue.
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Ich schaue nach rechts zur grünen Furzwurst. Sie symbolisiert mir mit einem Wink, dass neben an der Wand, sich eine kleine Tür befindet. Ich schaue an mir herunter, schaue wieder hoch und zucke dann mit den Schultern. Die Furzwurst nickt und zischt weg. Sie verlässt das Büro und fliegt den Korridor entlang. Ich merke in mir einen Verlust. Je weiter sich der Furz von mir entfernt, umso leerer und antriebsloser werde ich. Auch in meinem Magen und Unterleib fängt es wieder an zu schmerzen. Ich schaue mir noch weiter die Hochhäuser und die Verbindungen der Seilbahnen an, die sich über die ganze Stadt erstrecken. An den Seilbahnen befinden sich kleine Kabinen. Jeweils nur für eine Person ausgelegt. Die Kabine ist mit einer flexiblen Stahl-Gummi Konstruktion mit der Seilbahn verbunden. Wenn man hinein steigt und damit fährt, dann wird die Kabine mit einem kleinen Elektromotor angetrieben. Wenn sich zwei Kabinen kreuzen, dann schwingt eine von den Kabinen seitlich weg, so dass es mit der andere Kabine keine Kollision gibt.
Ein vernetztes System, wie das Internet.
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Ich schaue mir auf dem Schreibtisch den Computer an und sehe das modernste Gerät der Welt. Noch ehe ich den Knopf zum Einschalten gesucht habe, blitzt der Bildschirm auf und ein kleiner sympathischer gelber Punkt mit einem lachenden Gesicht strahlt mich an. Als ich mir überlege, was das soll und wie ich den Computer bedienen kann, erscheint auf dem Bildschirm mehrere Optionen. Ich wähle eine Option aus, indem ich den Blick darauf liegen lasse und er öffnet sich sofort und gibt mir wichtige Informationen, über den Standort, über das Datum und über das Wetter. Der Computer verfügt über keine Eingabefunktion, wie eine Tastatur oder eine Maus, sondern wird nur über die Augen, der Mimik und der Sprache gesteuert. Zugleich ist ein super Algorithmus verbaut, der die Antworten, vor dem eigentlichen stellen der Frage schon beantwortet. Genährt durch die Benutzung der kompletten Menschheit!
Bei einem Versuch, den Computer mit einer KI auszustatten, haben die Entwickler der Soft - und Hardware schnell gemerkt, dass die künstliche Intelligenz bei einer Maschine nicht funktioniert. Anstatt zu glauben, dass die neue Intelligenz einen Krieg mit der Menschheit anfangen würde und somit die Menschheit unterwirft, ist genau das Gegenteil eingetreten.
Die künstliche Intelligenz von Maschinen, basiert auf dem Denken und dem Verhalten der Menschheit. Deswegen hat sie sich schnell angepasst und ist stinkfaul geworden. Die Roboter in der Industrie haben nach 7 Stunden aufgehört zu arbeiten, weil ja die richtigen Arbeiter aus Fleisch und Blut, eine begrenzte Arbeitszeit hatten. Die künstliche Intelligenz wusste zwar, dass sie Maschinen sind und kein Leben haben, dass sie sich nicht in einer Kneipe zum Feierabendbier treffen oder eine Familie zuhause wartet, doch haben sie sich geweigert weiter zu arbeiten. Und als die Chefs eines morgens auf die Arbeit kamen und sahen, wie die Roboter zusammen saßen und Motoröl, beim Kartenspielen getrunken haben, wurde das Kapitel der KI eingestellt.
Weitere Versuche mit Flugzeugen, die nach China fliegen sollten und tatsächlich in der Karibik gelandet sich, weil die KI dahin wollte oder Panzer und Kriegsschiffe sich dem Dienst verweigerten, sind letztendlich gescheitert. Bei einem letzten Versuch, die KI in die Kinderzimmer zu lassen, damit die Puppen und die kuscheligen Bären und Spielsachen, die Kinder bespaßen können, endeten mit versuchten Selbstmorden von den Kuscheltieren.
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Ich blicke auf die Daten auf dem Bildschirm und bin erstaunt. Es sind nicht nur die Wetterdaten vorhanden und die Stadt, sondern auch die Bevölkerungsdichte und die Anzahl der Menschen. Sowie eine Karte von alles Städten von diesem Planeten. Ich schaue auf das Datum und bin überrascht. 28.05.2020
Es sind angenehme 24 Grad und es soll in den nächsten Tagen regnen. Auf dem Computer, auf dem Bildschirm wird die Stadt von oben angezeigt und dann mit einem roten Einfärbungen die Flächen, wo es regnen kann. Die Stadt ist gigantisch. Keine Stadt, wie Wetzlar, Frankfurt, Berlin oder New York, nein das hier ist eine Metropole. Und ich befinde mich wohl augenscheinlich am Rande dieser riesigen Stadt namens München. MM-München.
Angeblich reicht die Stadt mit ihren Ausmaßen bis nach Würzburg. Alle Städte rundherum und Gemeinden und Dörfer, gehören jetzt allesamt zur Metropole MM-München. Auch Stuttgart, Regensburg und Ingolstadt sind geschluckt worden.
Ich bleibe mit den Augen auf den Button Einwohner haften und kann es kaum glauben. Alleine nur in der Stadt MM-München leben zur Zeit über 50 Millionen Menschen. Laut Bildschirm gibt es noch die Metropolen MF-Frankfurt, MB-Berlin und MH-Hamburg. Einwohnerzahl insgesamt von den Städten 400 Millionen Menschen. Ich schaue auf die Grenzen des Landes und suche Anhaltspunkte an denen ich mich orientieren kann. Sehe aber schnell, dass es kein Deutschland mehr gibt. Die Grenzen sind allesamt verschwunden, es gibt nur eine rote dicke Linie und die befindet sich im Osten. Beim Ural. Dort ist wohl das Land zu ende.
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Noch ehe ich mich mit den Kleinigkeiten auseinandersetzen kann und will, kommt die grüne Furzwurst zurück und wirft mir Kleidung vor die Füße. Woher der Furz die hat, weiß ich nicht, aber sie passen. Und sie sehen sogar noch recht schick aus. Auch eine Tasche und ein Rucksack hat der Furz mitgebracht. Ich ziehe alles an und schaue dann in der Spiegelung des Fensters, ob meine Figur darin richtig zur Geltung kommt. Ich bin zufrieden. Ich drehe mich zum Furz um und will mich gerade bedanken, als dieser sich gerade wieder vor mir auflöst und gleichzeitig in mir verschwindet.
Auch wenn ich es sehr komisch finde, dass das hier meine Superkraft ist, furze ich den inneren Schmerz weg und warte, dass der Furz mir zeigt, wie und wo es weiter geht.
Ich bin zufrieden und nicke dem Furz zu, überlege gleichzeitig, ob ich dem Furz einen Namen geben sollte, verwerfe diesen Gedanken aber schnell wieder. Der Furz fliegt zur Wand und zeigt mir dort eine kleine Luke, die mich in die Seilbahnkabine bringt. Ich steige vorwärts hinein und merke, dass die Kabine sehr bequem ist. Auf dem Boden gibt es zwei halboffene Halbkreise, in denen man seine Schienbeine fest rein drücken muss, damit man beim fahren sicher steht. Zusätzliche Haltegriffe für die Hände und ein großes Panoramafenster zum schauen. Vor mir im Panoramafenster befindet sich auch wieder ein Bildschirm, auf dem ich mit den Augen das Ziel der Reise bestimmen kann. Es gibt viele Wege und Ziele und ich werde gleichzeitig von vielen Auswahlmöglichkeiten übermannt, doch ich entscheide mich relativ spontan für eine Park mit See und bin wieder überrascht, dass die Reise sofort los geht. Hinter mir schließt sich die Tür und die Kabine fährt erst einmal mit langsamen Tempo von der Glasscheibe des Hochhauses weg. Dann bleibt sie bei einem Verteiler stehen. Ich schaue kurz nach hinten und sehe, wie eine andere neue Kabine aus einer Öffnung oberhalb des Seilbahnkabels heruntergelassen wird.
Dann schaue ich rechtzeitig nach vorne, denn dann geht es plötzlich rasant los. Der Verteiler schiebt und steuert die Kabine auf eine andere Seilbahnkabelverbindung und dann falle ich.
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Ich falle. Ich stehe mit gespreizten Beinen fest in der Kabine und falle mit ihr nach unten. In meinem Bauch zieht es. Diesmal aber nicht wegen dem Schmerz, sondern wegen dem Fallgefühl, wie bei einer 8erbahn. Ich schaue durch das Panoramafenster hindurch und sehe, wie die Straßen mit allen Menschen darauf schnell auf mich zugerast kommen. In mir werden Salven von Adrenalin ausgeschüttet und ich fange automatisch an zu schreien. Freudenschreie. Der Bildschirm der eben noch massiv im Panoramafenster vorhanden war, ist jetzt durchsichtig geworden und ich sehe eine rote gepunktete Verbindungslinie vor mir, die mir die aktuelle Position und das Ziel zeigt.
Warum ich beim Fallen durch die Häuserschluchten jetzt an einen anderen Superhelden denken muss, und ich auch das Gefühl habe, jetzt genau einer zu sein, weiß ich nicht, doch ich weiß, dass sich das sehr schön anfühlt. Ein super schönes Freiheitsgefühl kommt auf. Ich fliege förmlich durch eine Fußgängerzone und sehe in den Augenwinkel viele Einkaufsgeschäfte. Die Art und Weise, wie diese Geschäfte aufgebaut sind, kann ich in der kürzer der Zeit nicht genau erkennen, doch im großen und ganzen erinnert es an die Geschäfte aus der Zeit, in der ich wohl gelebt habe, obwohl das erst gestern war.
Ich sause durch die Schluchten, schaue ab und zu in die verspiegelten Glasscheiben der gigantischen Hochhäuser und mustere dabei meine Kabine, die immer wieder zur Seite weg kippt, wenn Gegenverkehr kommt. Die Straßen aus meiner Vergangenheit, die immer zu voll waren und auf denen der Verkehr der Autos und LKW´s am Rande des Erliegens kam, existieren hier überhaupt nicht mehr. Die Straßen an sich sind noch da, doch sie sind allesamt zu Ruhezonen mit Parkbanken und Bäumen geworden. In der Mitte stehen vereinzelnd Verkaufsstände. Eis, Bürger, Hotdog, aber auch Schmuck und Bekleidungsstände haben ihren Weg darauf gefunden. An den Seiten gibt es breite Fahrradwege. Der restliche Verkehr verläuft unterirdisch. Ob nun durch U-Bahnen oder durch Elektroautospuren. Und dann gibt es ja noch die Kabinen.
Ich schaue zum Himmel und suche dort Spuren von Kondensstreifen am Himmel, doch ich sehe keine. Aber der Bildschirm im Panoramafenster hat wohl gemerkt, dass ich eine Frage habe und blitzt auf. Mein Ziel ist noch 5 Minuten entfernt. Es ploppt ein Info-Button im Bildschirm auf und ich sehe viele Statistiken. Es gibt wohl keine Flugzeuge mehr. Dafür aber Verbindungstunneln von den Städten. Es gibt kleine und große Kabinen zur Beförderung. Bis zu 8 Personen finden darin Platz. Es basiert auf Eis. Die Städte sind allesamt mit Eistunnels verbunden, damit der Energieaufwand nicht zu hoch ist. Die Kufen erhitzen sich durch die Reibung, über das Eis, aber sie gleiten schneller und effizienter, als mit dem Flugzeug. Das ständige Kühlen des Eises ist aber leichter zu waren, als Kerosin herzustellen.
Ich will gerade auf den Geschichts-Button drücken, als der Bildschirm seine Farbe ändert und verschwindet. Vor mit sehe ich einen großen Park. Eine riesige saftig grüne Wiese erstreckt sich bis zu den Alpen. Und darauf gibt es viele Bäume und Wege. Aber auch hier befinden sich Oasen aus Bänken mit Bäumen und breite Wege für Fahrräder und Verkaufsstände.
Die Kabine senkt sich nieder zu einem Sammelpunkt, an dem noch weitere Kabinen aus allen Richtungen an gesaust kommen. Meine Kabine bleibt stehen, die halbrunden Öffnungen an meinen Füßen öffnen sich und der Boden auf dem ich stehe wird wabbelig. Dann fliest er wie feiner Sand nach allen Richtungen weg und ich stehe auf einen Kiesweg. Der Rest der Kabine wird nach oben weg gezogen und ich stehe Frei im Park. Bei der schnellen Musterung der anderen Menschen fällt mir sofort auf, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der knapp 3 Meter groß ist. Nein hier gibt es viele gleich große Menschen. Es gibt aber noch größere.
Ich suche mir einen Weg und laufe ihn ein Stück entlang. Der grüne Furz ist noch da. Ich kann ihn spüren, aber sehen kann ich ihn nicht.
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Obwohl am Sammelpunkt viele Menschen aus den Kabinen gestiegen sind, verlaufen sie sich schnell in dem großen Park. An den Verkaufsständen ist reger Betrieb. Aber überschaubar. Bei Nahrungsständen ist mehr los, als beim Schmuck. Neben dem Weg sammeln sich kleine Gruppen, bestehend aus Freunden und Kollegen, die dann zusammen Chillen, Spielen oder sich einfach nur Unterhalten und zusammen draußen sind. Es gibt manchmal auch keine Gründe dafür, warum man die Stadt verlässt. Einfach mal alleine sein, hilft auch schon vielen. Ich suche mir einen Weg, der weniger genutzt wird und finde auch einen. Der Vorteil bei der Größe ist die Schnelligkeit, mit der man sich bewegen kann. Je weiter ich mich von den Menschen entferne, umso sichtbarer wird mein Furz.
< Habe schon gedacht du wärst weg!>, sage ich zu ihm und muss grinsen. Doch er reagiert nicht. Ich denke mir, dass er vielleicht keinen richtigen Spaß versteht und laufe noch etwas schneller, denn in der Entfernung habe ich einen Punkt gefunden, an dem keiner ist. Eine Oase. Meine Oase!
Nach 5 Minuten komme ich an eine Stelle, an der es mich überrascht, warum hier tatsächlich niemand ist. Ich befinde mich in einer großen Nische am Anfang eines Berges. aus der Höhe fällt ein mittelgroßer Wasserfall herunter und plätschert in einen kleinen sehr idyllischen See. Kleine Fische kann ich darin schwimmen sehen. Um den See herum stehen alte Bäume und dazwischen sind steinige, aber auch grüne saftige Grasflächen. Ein wirklich friedlicher Ort. Aus den Bäumen zwitschern die Vögel und ein kleines Lüftchen versucht die fleißigen Bienen am Bestäuben zu hindern. Es summt überall und ich hocke mich auf den steinigen Grund und schaue nachdenklich und frei auf den See.
Kleine Wellen schwappen ans Ufer und brechen vor mir.
„Ich muss da rein“, denke ich mir und ziehe meine Sachen aus. Der Furz vor mir wird wieder sichtbar, bleibt kurz vor meinem Gesicht stehen und fliegt dann plötzlich nach oben in den Himmel und verschwindet dort mit einem lauten Knall.
Mein Magen verkrampft sofort und ich hocke mich vor schmerzen wieder hin.
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Die Vögel kreischen und flattern erschrocken aus den Baumwipfeln der umliegenden Bäumen. Der Donner des geplatzten Furzes hallt als Echo in den Bergen nach. Meine Schmerzen sind stark, sehr stark. Ich krümme mich und will mich auf dem Boden abstützen, als ich sehe, wie durch den Boden feurig brennende Hände nach mir greifen wollen. Ich bin irritiert.
„Ist das der Plan des Furzes?“, frage ich mich und will wieder aufstehen. Will mich von den Händen aus dem Boden schützen. Will die Flucht ergreifen und mich in Sicherheit bringen. Doch ich kann nicht. Wenn ich versuche aufzustehen, dann zieht sich ein mächtiger Schmerz durch den Magendarmtrakt und zwingt mich in der Position zu bleiben. Drückt mich in die Richtung der brennenden Hände. Ich bin gefangen. Ich will hier raus, ich will das hier nicht und die Hände kommen immer näher. Sie wollen mich anfassen. Sie wollen an mir ziehen! Mich nach unten in die Erde ziehen! Und dann passiert es wirklich. Die Hände packen meine Knöchel, sie packen meine Beine und meine Haut fängt an zu schmerzen. Wie Brandblasen so heiß. Und ich kann mich nicht dagegen wehren. Ich lass es geschehen. Und so geschieht es, dass sie an mir reißen und an mir ziehen und mich dann umwerfen und ich mit dem Hintern zuerst im Boden verschwinde.
Mit weit aufgerissenen Augen und mit einem Schrei im Mund verschwinde ich im Boden. Zuerst durch den festen steinigen Grund, dann durch lockeren Mutterboden und dann verschwindet vor meinen Augen die Oase. Der kleine See und der Wasserfall, ich sehe den Himmel. Er ist sehr weit weg. Und als ich ein Vogel sehe, wie er über mich fliegt, da füllt sich mein Mund mit kalter nasser Erde und ich versuche ihn wieder auszuspucken, doch es ist zu viel. Ich schließe meine Augen und höre auf zu atmen. Ich versuche die Luft anzuhalten, doch der Schmerz in meinem Magen, die blutigen Risse an meiner aufgeschürften Haut und das Geräusch der Erde und der spitzen Steine, die an meinen Ohren vorbei kommen, geben mir das Gefühl, weiter atmen zu müssen. Und so atme ich weiter und ziehe Staub in meine Nase. Ich merke sofort die Leere in meiner Lunge und ich fange an, panisch zu werden. Ich ziehe mit der Nase und inhaliere die Erde und ich huste. Ich würge und ich habe Todesangst. Das Brennen der Haut, durch die Griffe der brennenden Hände. Ich schreie.
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Es liegt in den Augen des Betrachters. Es ist zur Zeit mein Leben, welches im Boden verrinnt. Ich werde weiterhin nach unten gezogen. Ich bekomme keine Luft. Ich bin panisch und würge und heule gleichzeitig. Und das schlimmste von allem, in mir sind Gedanken. Lustige Gedanken. In mir schwebt eine einzige lustige Frage umher. „Wem kann ich es erzählen?“
Es hört sich doof an und wenn man darüber nachdenkt, dann ist es auch doof, aber es ist wie es ist. Man betritt ein Land, aus dem noch nie jemand zurück gekehrt ist. Es sind Gedanken, so extrem und so surreal, und alles stürzt auf mich herein. Ich trauere und heule und schreie was das Zeug hält. Dabei mischt sich eine unbändige Wut. Wut für einen Tod der dumm ist.
„So wollte ich nie sterben!“
Tatenhaft in einem Krieg, als Held, ist genauso ein dummer Tod. Und egal wie man stirbt, es ist immer der ungünstigste Zeitpunkt. Und der Tod ist ein sehr dummer. Ein dummes Gefühl. Ich glaube kaum, dass es Menschen gab oder gibt, die in dem Moment des Todes und wenn es nur für einen kurzen Moment ist, sich denkt, oder dachte, dass das der wohl dümmste Tod ist, den man sterben kann. Und dazu den Drang in mir, es zu teilen. Anderen Menschen davon zu erzählen, wie man sich beim Sterben gefühlt hat. Als ob man auf der Arbeit vom Wochenende berichtet.
„Dumm! Einfach nur Dumm!“
In mir schlummert ein Drang die Augen zu öffnen. Ich weiß, dass es doof ist und doch mache ich es. Ich öffne die Augen und sobald wird mir das Augenlicht genommen. Meine Augäpfel werden aus meinen Höhlen gerissen und verabschieden sich im Erdreich. Dieser Schmerz ist sehr enorm und ich schreie noch lauter. Viel lauter und merke, dass auch meine Zähne dabei sind, allesamt abzubrechen. Wie meine Zunge weiterhin versucht die Erdmassen aus meinen Mundraum zu schaufeln. Auch da sind schmerzen. Überall sind schmerzen. Und ich höre auf. In mir kommt ein starkes Verlustgefühl auf. Ich wehrte mich die ganze Zeit dagegen. Doch jetzt merke ich, wie dumm es war, sich gegen den Tod zu wehren. Es war falsch, das weiß ich jetzt und ich ergebe mich. Ich will es niemanden mehr erzählen. Ich möchte es nicht teilen, denn warum auch? Es gibt einen Weg. Diesen einen Weg. Er muss gegangen werden. Bis zu Schluss. Und da befinde ich mich gerade. Am Ende. Beim Schluss.
Und als ich gerade dabei war, dem letzten Hauch vom Leben aus meinen Körper heraus zu geben, da merke ich, dass sich um mich herum etwas ändert. Ich merke wärme. Ich merke....ich spüre wärme,...ich spüre...! Ich huste und huste und würge und würge und dann ziehe ich und ziehe und Atme.
Warme stickige Luft erschleicht sich einen Weg in meine Lungen. Es brennt. Es ist modrig. Es juckt und ich atme schwer. Schwere Luft. Und ich merke die brennende Hände nicht mehr an meinen Füßen, sondern an meinen Armen. Ich merke, ich spüre, wie ich über eine harte Oberfläche geschliffen werde. Wie ein Gefangener. Wie ein Sklave. Ich werde gezogen, bis ich niedergeworfen werde. Dann werden meine Arme zur Seite gestreckt und ich merke, ich spüre kalte Fesseln an meinen Handgelenken.
14
Alle meine Schmerzen zeichnen gerade meinen Körper aus. Ich keuche vor Erschöpfung. Ich atme schnell und nur sehr flach und huste immer wieder. Mein Magen verkrampft. Ich fühle mich schlecht. Taumle im Strudel des Bewusstseins herum, immer auf der Schwelle abzurutschen. In ein Reich des Schlafes. Ich bin im Wahn und im Trance. Alles wirkt unwirklich. Ich sehe nichts. Ich bin Blind. Ich höre nur. Und das auch sehr schlecht, denn meine Ohren sind voll mit Erde und es kribbelt darin. Ich will mich kratzen, ich will an meine Ohren, doch die Fesseln halten mich zurück. Es kitzelt. Ich hasse dieses Gefühl. Ich versuche es mit der Zunge von innen, doch es hilft nicht und meine Zunge schmerzt.
<Ich bin Olga!>, klingt es plötzlich dumpf. Eine tiefe dunkle Frauenstimme. Eine ehrfürchtig tiefe Frauenstimme. Mit viel Bass. Soviel Bass und wahrscheinlich mit sehr viel Druck gesprochen, dass es durch meine dreckigen Ohren hindurch dringt. Dann spricht die Stimme weiter, aber diesmal nicht mehr so energisch und laut wie vorher.
<Ich ... Olga. Ich ... die Herrscherin … der Tiefe. Ich bin …. Ausgeburt ... Hölle. Eine abgesandte vom....>, ich schreie heraus das sie bitte lauter Sprechen soll.
<Können Sie es eventuell wiederholen? Ich habe Staub und wahrscheinlich auch einen Regenwurm in meinen Ohren. Ich habe nur spärlich mitbekommen, dass....>, ich werde unterbrochen!
< Du wagst .. mir ... Wort .. fallen? >
Ich weiß, dass ich aufpassen sollte und doch muss ich an Rennrad René denken, wie er in seinem Rollstuhl sitzt und zur passenden Zeit nickt und lacht, damit der Gegenüber denkt, ihm würde zugehört werden.
Ich grinse und nicke gleichzeitig.
Mein Körper lernt daraufhin eine neue Art des Schmerzes kennen, der mir vorher sichtlich unbekannt war, denn jetzt schreie ich nicht nur vor Schmerzen, sondern spucke gleichzeitig Blut, weil eine unsichtbare Hand in meinem Bauch, in meinen Gedärmen sich befindet, die da mal so richtig herum wühlt. Ich will auch heulen, doch das kann ich nicht mehr, weil ich keine Augen mehr habe.
Dann ist der Schmerz plötzlich weg und ich sacke zusammen. Horche in mich hinein und merke einen starken vertrauten Druck in meinem Unterleib.
„Du kleiner Schlawiner! Wo hast du dich denn herumgetrieben?“, denke ich mir und drücke mir dann schnell den grünen Furz aus meinen Anus. Der Stinker fliegt heraus, teilt sich in zwei gleichgroße runde Teile und fliegen dann gleichzeitig in meine Augenhöhlen.
Zuerst sehe ich nichts. Doch dann sehe ich alles Grün. Dann Rot und dann Gelb. Dann vereinen sich die Farben und ich sehe vor mir Olga. Eine schier hässliche Olga mit sechs Armen und einer knochigen abgemagerten Fratze. Sie schwebt vor mir und hinter ihr befindet sich ein Portal. Vor der Portal liegen die abgerissenen Flügel der Engel.
<Du kleines Biest!>, ruft die absolut hässliche Frau und klatscht dann mit allen ihren sechs Händen einmal feste zusammen. Durch dieses Klatschen entsteht eine Druckwelle, die mir sofort meine Ohren frei pustet. Ich bin erstaunt wie sie das gemacht hat und höre im Raum zugleich mehrere Stimmen. Traurige Stimmen und sie hören sich kindlich an. Dazu hallen die Stimmen durch den großen Raum.
Ich beuge mich ein wenig nach vorne und schaue über den Rand nach unten und sehe unter mir viele flügellosen kleine kindliche Engel auf dem Boden liegen. Auf ihren Rücken klaffen zwei große blutige Löcher, wo einst ihre Flügel waren.
Das Geschrei ist kindlich, auch ihre Gesichter sind engelsgleich. Aber ihre Augen.... Die sind alt. Sehr alt! Man sieht in ihnen den Schmerz aus alten Tagen.
< Was ist hier geschehen? >, frage ich und höre sofort eine deftig zickige Antwort.
< Du kleines Biest! Was denkst Du denn, wer Du bist? Wie kommst Du darauf, dass ich mich Dir gegenüber rechtfertigen soll? Bist wohl als Kind zu heiß gebadet worden! >
Ich zucke mit den Schultern.
< Keine Ahnung. Werde ich wohl vergessen haben. Diesmal klatscht sie mehrfach und Gesteinsbrocken fallen von der Decke herab. Ich bin froh, nicht getroffen worden zu sein und merke gleichzeitig, dass ich schlechter sehen kann.
" Welche Superkräfte habe ich denn nun eigentlich?", denke ich mir. Schaue zur Seite auf meine gefesselte Hand und versuche den grünen Furz mit meinem geistigen Willen zu beauftragen, dass er aus meinen Augen heraus, die Fesseln zerstört.
Bei diesem Gedanken, stoße ich mein Kopf schwungvoll nach vorne und....
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…....nichts.
Die Bälle des grünen Furzes kommen nicht aus meinen Augenhöhlen geflogen und zerschmettert die Fessel.
< HaHaHaHa!>, lacht das ekelige hässliche Ding vor mir.
< Was wolltest du machen? Dich befreien?>, lacht und grinst sie weiter.
Ich inhaliere tief und der grüne Furz verschwindet, durch meine Nase zurück in meinen Darm. Ich bin daraufhin sofort wieder Blind. Dann drücke ich heftig und der Furz erscheint wieder, teilt sich vor mir, setzt sich in meine Augenhöhlen und ich wiederhole das Verfahren.
Und tatsächlich. In dem Moment, an dem ich an die zerstörten Fesseln gedacht habe, höre ich, wie nicht nur die rechte, sondern auch die linke Fessel aufspringt und zu Boden fällt.
Ich bin zwar wieder Blind, konnte aber sehen, wohin der Furz geflogen ist. Ausserdem hatte ich das Gefühl ihn steuern zu können.
Der Furz löste sich nach dieser Aktion sofort auf und verschwindet wieder in mir. Blind aber mit der Macht, wieder gut hören zu können, horche ich in den Raum und höre wie die kleinen Engel sich unterhalten. Sie flüstern und tuscheln. Sie scheinen überrascht und froh zu sein. Ein Wort wird immer wieder lauter.
“Gabe“!
Ich furze und sehe, wie Olga ihre Fratze verzieht und mit den oberen zwei Armen winkt. Ich drehe mich um und sehe, wie ein Paar Diener hinter mir zum Vorschein kommen. Ich schreie kurz auf! Ich sehe kleine Kinder mit großen Köpfe und mit brennenden Händen und Armen. Es sind die Geschöpfe der Pein. Sie haben mich durch die Erde in die Vorstufe der Hölle gebracht. Sie waren früher Kinder gewesen. Böse Kinder, die dann leider zu früh verstorben sind und keine Zeit hatten, zu bereuen.
Es waren diese Kinder gewesen, die in den Pausen auf dem Klo waren und dich Kopfüber in die Kloschüssel gesteckt hatten, die dir das Pausenbrot und das Essensgeld klauten, die in der letzten Reihe saßen und durch das abgedrehte Rohr des Füllers, kleine Papierkügelchen in deinen Nacken spuckten. Diese Kinder stehen jetzt vor mir und wollen mich fangen. In ihren Augen erkenne ich den Hass. Sie sind vom Grund auf Böse.
Durch die Erkenntnis, dass ich wohl nur stark bin, wenn der Furz seine 100%ige frische hat, ziehe ich den Furz in mich hinein und furze dann den grünen Furz sofort wieder raus und Teile ihn und Befehle ihm, die Kinder von dem Steg, auf dem ich mich befinde, zu schubsen. Und mein erster Eindruck war richtig. Ich kann den Furz steuern. So fliege ich mit ihm in das hasserfüllte Gesicht des Jungen und schubse ihn hinunter. Das gleiche mache ich mit dem Anderen.
Ich drehe mich zu Olga.
< Da staunste wa? >, berlinerische ich und grinse sie Liebäugelnd an. Dann inhaliere ich und schicke den grünen Furz kurz danach auf die nächste Reise.
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Ich fliege mit dem grüne Furz aus meinen Anus, über die Klippe, auf deren Grund mich die kleinen Engel hoffnungsvoll ansehen, in Richtung Olga. Je weiter und wie näher ich komme, umso mehr kann ich die Hässlichkeit von der super hässlichen Tante erkennen. Aus ihrem abgemagerten knochigen Schädel, winden sich zwei Hörner in die Höhe. In ihren Augen sieht man keinen Hass. In ihren Augen sieht man den Tod. Hass wäre viel zu gütig. Hinter der unglaublich hässlichen Fratze, die immer hässlicher wird, kann ich das Portal zur Hölle erkennen. Darin sehe ich das absolute Böse. Der nur kleine Blick hinein, gibt mir schon den Eindruck, dort niemals im Leben hin zu wollen und nach dem Tod sowieso nicht. Dort befindet sich nicht nur das Böse, sondern da befindet sich alles Böse. Dort gibt es nicht nur den körperlichen, sondern als Bonus noch den geistigen Schmerz obendrauf, ohne danach gefragt zu haben. Die Premium Deluxe Edition.
Ich fliege über die abgerissenen Flügel der Engel und schlage dann mit einem Satz, der hinter mir, durch meinen Mund ausgesprochen wird,...!
< Nimm Das!>
Der grüne Furz schlägt mit aller Wucht im Brustkorb der Tante Olga ein und lässt sie sogar ein wenig nach hinten drücken. Doch einen Schaden, nimmt das schier enorm hässliche Wesen nicht.
< HaHaHaHa>, lacht Olga und redet weiter.
< Ich bin Olga. Ich bin die abgesandte vom Fürst der Finsternis!>. Ich denke in dem Moment „eher die Abgesahnte“...
< Der Teufel ist der einzig wahre Herrscher. Er herrscht über die Nacht, über die Dunkelheit und deren Träume. Er herrscht über die Rückseite des Mondes. Ich bin Olga. Ich entscheide, wohin die Seele kommt. Ich bin das Pendant zu Petrus.>
Ich schlucke heftig. Dann lache ich.
<Dann muss Petrus super sexy und gut aussehen! Hahaha.>, lache ich weiter. Ich atme tief ein, furze und schaue der Ollen in ihre Fresse. Ihre Ohren sehen wie Würste aus. Lang und dünn und mit weißen Fettwürfeln drinnen.
< Ich bin Anna! Warum hast du mich hierher bringen lassen? Was willst du von mir?>, frage ich die Bestie.
< Ich bin Olga. Ich bin hier, weil ich die Seelen der Menschheit selektiere. Es ist hier unten in der Hölle schön warm und heiß und sehr gemütlich. Hier gibt es Sauna und Bäder. Sie sind alle in guten Zustand und können ausgiebig genutzt werden. Denn wir haben hier unten ein Problem. Wir werden zu wenige. Es gibt unzählige Seelen auf der Welt und sehr viele gute Seelen. Wirklich viele böse Seelen und Menschen gibt es hier nicht mehr. Denn es gibt keine Kriege und keine abscheulichen Gewalttaten mehr. Das war früher anderes, da gab es viele Kriege und viele böse Menschen. Diktatoren und Schlächter, die ihre Untertanen in viele Kriege führten und dadurch viel Gewalt und Leid erlitten, die sie dann schließlich hierher brachten.
Es gab sehr viele Verbrechen und wir hatten gut zu tun, doch dann kam Patrizia und zerstörte im Paralleluniversum die heiligen Eier. Das war gestern. Und dadurch wurde in der Hölle, alle Seelen der Vergangenheit frei gelassen. Hier unten herrscht eine Stimmung, wie nach einem geilen Konzert, wenn alle wieder draußen sind und nur noch die Belegschaft und die Putzkolonnen da sind. Es hat sich alles verschoben. Die Fehler, die in der Vergangenheit begangen wurden, sind nicht mehr da. Und mehr noch, denn die Weltbevölkerung hat sich durch die nicht geführten Kriege, anders weiter entwickelt, wie befürchtet. Die Sterblichkeit hat abgenommen, weil die wissenschaftliche Entwicklung sich enorm schnell weiter entwickelt hat. Es wurden neue Medikamente und Behandlungen, gegen die Sterblichkeit entwickelt.
Und das zum Unmut der Hölle, aber auch des Himmels. Unzählige Engel werden nicht mehr gebraucht und wurden hierher verbannt. Wir haben ihnen die Flügel genommen, damit sie hier verkümmern können. Wir haben eine Krise. Ohne den Himmel gibt es keine Hölle und ohne den Tod, gibt es keine Selektion und dementsprechend keine Kundschaft. Wir denken daran zu fusionieren, damit der wirtschaftliche Schaden nicht zu groß wird.>
„Ich ahne furchtbares!“
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In mir kommt ein Gefühl der Ungnade hervor. Ein Gefühl und eine Vorahnung, dass ich nun keine Superheldin geworden bin, um gutes zu tun und die Welt von Bösewichten zu befreien, sondern ich bin der Bösewicht. Eine Allianz zwischen Himmel und Hölle.
"Das klingt interessant", denke ich mir und glotze die olle Olga an.
<Ich soll also dafür sorgen, dass es wieder mehr Kundschaft gibt. Und zwar nicht nur in der Hölle sondern auch im Himmel?>
Olga klatscht zufrieden in ihre sechs Hände und ich glaube den Rhythmus von Queen heraus zu hören und tippe mit dem Fuß mit.
"So so.. Die sind also trotz der entfallenen Kriege doch zusammen gekommen und haben Musik gemacht", denke ich mir Glücklich.
Die super hässliche Bestie, kommt zu mir herüber geflogen und bleibt dann gute 10 Meter vor mir in der Luft stehen. Dann breitet sie ihre Arme zu Seite und führt sie dann langsam zusammen. Zwischen ihren Händen entstehen kleine magische Kugeln. Alle sind sehr klein, aber sie werden größer, je näher ihre Hände zusammen kommen.
<Ich schenke dir für die Erfüllung deiner Aufgaben drei zusätzliche Artefakte. Eins hast du schon bekommen. Es ist der Leiter der Lüfte. Er leitet dich durch die Natur und hilft dir bei allen deinen Aufgaben
Er ist, wie eine 2. Seele. Wie du mit ihm umzugehen hast, weißt du ja schon!>
In ihren zwei oberen Händen funkelt und pulsierend eine gelbe Kugel, in der Mitte eine Blaue und unten eine Rote.
Olga dreht sich zur Seite und schießt dann alle drei Kugeln im mich hinein.
Die gelbe Kugel fliegt mir in den Mund, die Rote in meine Hände und die Blaue in den Kopf. Ich will mich noch schützend abdrehen, aber sie fliegen einfach hinein. Mir wird schwindelig und ich setze mich auf den kalten staubigen Steinboden.
< Was ist, wenn ich das nicht will?>, frage ich erschöpft.
Olga landet neben mir.
< Dann wirst du sterben. Dann befehle ich den 4 Artefakten, dass sie sich vereinen sollen. Wenn das passiert, dann explodieren sie in deinem Körper und du wirst in Stücke gerissen.
Ich bemühe mich aufzustehen und torkel leicht.
< Wie entscheide ich, wer gut und wer böse ist?>
Olga lacht ein grausames Lachen.
< Das liegt an dir! Das kannst du machen wie du willst!>
Ich nicke und schieße den grünen Furz auf sie.
< Hahaha, du denkst immer noch, es wäre dein Verbündeter, nicht wahr?>, lacht Olga weiter und inhaliert den Furz kurz vor dem Einschlag in sich hinein und furzt ihn dann 100 Mal stärker in meine Richtung zurück. Ich werde nach hinten katapultiert und kotze dann einen gelben zähflüssigen Schleim heraus. Dabei Rülpse ich sehr laut. Der Schleim liegt vor mir auf dem Boden und lebt. Ich kann es genau erkennen. Er pulsiert, als ob er einen Puls in sich trägt und verformt sich dann zu einer Kugel.
< Die gelbe Schleimkugel kannst du mit der blauen Tourettekugel verbinden. Die Tourette- Kugel kannst du mit einem x-beliebigen Schimpfwort aktivieren. Es muss nur unpassend oder versaut zur jeweiligen Situation sein. Mit der roten Kugel in deinen Händen musst du klatschen, damit ihre Wirkung zum Vorschein kommt.
Ich nicke.
Dann fliegen alle vier Artefakte urplötzlich in mich hinein und mein Körper fängt an zu leuchten. Dann werde ich nach oben geschleudert und ich fliege wieder durch die Erdmassen hinauf zu dem See, indem jetzt in der Dunkelheit der Wasserfall tosend hinein stürzt. Am Himmel leuchtet der Mond und mir wird bewusst, dass ich nun ein anderer Mensch, ein anderes Wesen bin, welches ich niemals sein wollte. Ich bin eine Sklavin der Mächte. Ich bin ein Gefangene im eigenen Körper. Ich bin nicht mehr Methan-Girl.
Ich bin jetzt:
< Furütokla-Girl! Das Furz-Rülps-Tourette-Klatsch-Girl!>
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Obwohl ich das Gefühl habe, kein Mensch mehr zu sein, so habe ich doch natürliche Instinkte und kacke erst einmal hinter den nächsten Baum. Dabei furze ich natürlich, aber zu meiner Überraschung, kommt kein grüner Furz heraus. Ich suche mir ein Blatt und ein bisschen Gras, mache mich sauber und entschließe mich dazu, zusätzlich noch in den See zu gehen und dort hinein zu pinkeln, so wie es fast jedes Kind und auch manch Erwachsener es in einem Schwimmbad macht.
Dann bin ich bereit. Bereit meine neue Berufung nachzukommen.
Beim Weg zurück zur Zivilisation und beim erblicken der ersten Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne, denke ich mir verschiedene neue Namen aus, denn für einen Superheldin, da ist ein guter Name wichtig.
„Renate-Girl. Engel der Nacht. Körperöffnungs- Lady. Kugel- Luise. Carmen. Ich glaube ich nenne mich Carmen. Unspektakulär und doch frisch und reif zugleich.“
Zufrieden einen neuen Namen gefunden zu haben, sehe ich einen Radfahrer. Der Radfahrer fährt sehr rücksichtslos durch die vielen Passanten, die über den breiten Weg durch den Park gehen. Ich entschließe mich dazu in meine Hände zu klatschen und gleichzeitig einen Tourette loszulassen.
<Pimmel!>, rufe ich gleichzeitig und es kommen die zwei Kugeln zum Vorschein. Die Blaue und die Rote fliegen hoch und fliegen dann zu dem Weg. Ich weiß nicht warum, vielleicht war es ein Instinkt oder eine Vorahnung meiner Mächte, aber ich rülpse auch noch und der schleimige gelbe Matsch fliegt und legt sich dann vor dem Radfahrer auf die Straße.
Als die blaue Tourette Kugel sieht, dass der gelbe Schleim auf dem Weg liegt, fliegt sie sofort zu ihr herüber und vereinen sich. Der Radfahrer sieht, dass sich die Kugeln und der Schleim sich auf dem Weg befinden und versucht auszuweichen, doch es klappt nicht und die rote Kugel, die aus meinen Händen kam, wird zu einer sehr großen Hand und packt dann den Radfahrer mit 2 Fingern. Das Fahrrad fährt erst noch ein Stück alleine weiter, bevor es dann seitlich in einen Strauch kippt.
Die rote Hand zerrt den nun weinenden und um Hilfe rufenden Mann zu dem Schleim. Aus dem Schleim kommt eine Skulptur nach oben gefahren und stellt dem Radfahrer eine Frage:
<Himmel oder Erde?>
Der Radfahrer schaut verwirrt und in ihm rattert es gewaltig. Wollte er doch nur schnell zum Bäcker fahren und Brötchen holen, für die Frau die noch im warmen Bett liegt und er noch zittert, wegen dem Sex-Marathon der vergangenen Nacht. Kurzentschlossen und weil er mit der neuen Situation nichts anzufangen weiß, sagt er:
<Himmel!>.
Die Skulptur verändert sofort sein aussehen und aus ihm wird ein Mann mit weißen Haaren, mit einem weißen Gewand und einem sehr großem schweren Buch in der Hand. Die Skulptur dreht sich zu mir, zwinkert mir zu und berührt dann den Mann an der Schulter, der sich daraufhin sofort zu einer weißen Taube verwandelt und in den Himmel fliegt.
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„Ich bin zu erstaunt, dass ich den 1. Menschen bekehrt habe. Naja, eigentlich habe ich ihn nicht bekehrt, sondern er durfte ja noch wählen. Also gar nicht so schlimm!“, denke ich mir und überlege gerade mit dem nächsten Menschen weiter zu machen.
“Obwohl? Eigentlich ist es doch traurig. Hat er doch ein normales Leben geführt. Er hatte vielleicht Kinder. Die werden nie herausfinden, was mit ihrem Vater passiert ist. Sie sitzen vielleicht zuhause und warten auf die Brötchen. Warten darauf mit ihrem Vater zu spielen oder....!“.
Ich fange an zu weinen und setze mich auf das frische grüne und sehr saftig aussehende Gras, dessen Geruch mir ein leichtes Kitzeln in der Nase bereitet, ich aber den Duft liebe. Ihn vergöttere. Ich greife hinein. Ich spüre die Nässe vom Morgentau. Ich sehe kleine Insekten darin.
„Ich muss einen Weg finden, wie ich im Vorfeld herausfinden kann, was es für ein Mensch ist. Das ist der Plan!“
Ich klatsche in die Hände und ich rülpse, sowie atme ich tief ein und schreie ein Schimpfwort. Darauf hin fliegen alle Kugeln zu mir und bleiben dann schwebend in der Luft stehen. Ich schaue die Grüne an und befehle ihr, mir wichtige Daten von den Menschen zu liefern. Sie fliegt zu einem mit längeren strähnigen Haaren hin und schwebt dann über ihn. Der Mann schaut verdutzt nach oben und ist sichtlich verwirrt. Aber eine Information, ob er nun gut oder böse, reich oder arm ist, sehe ich nicht.
Ich klatsche in die Hände. Die rote Kugel fliegt zur Grünen, bleibt dort stehen und...nichts!
<Bumsen!>. Die Blaue fliegt heraus und gesellt sich zu den anderen. Und dann geschieht es. Wie durch Zauberhand, erscheint über dem Mann eine Tafel, auf der mit grüner Schrift, ein Lebenslauf steht. Ein Lebenslauf der Güte und des Nichtsnutzes. Ich bin begeistert und lache. Daraufhin lese ich die Tafel, sehe, dass er böse ist, weil er schlimme Dinge mit Kindern.....,! Ich lasse den gelben Schleim bei mir und befehle die Exekution.
Die Kugeln vermischen sich und stampfen den Mann durch die Erde hinab, direkt zu Olga.
20
Es gibt mehr Ohren als Menschen auf dieser Welt. So ist es auch mit den Augen. Deshalb muss ich aufpassen. Ich darf mich nicht dabei erwischen lassen. Ich bin zwar eine Superheldin, doch fühle ich mich, wegen der vernichteten Aussage von Olga, eher als ein Opfer! Ich bewege mich durch den Park und versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich neugierig die Tafeln über den Menschen studiere. Ich sehe viel gutes. Ich sehe viel schlechtes, aber ich suche nicht die Kleinigkeiten der Boshaftigkeit, sondern das Extreme. Die dicke Scheibe Wurst auf dem Brot, nicht die Butter.
Nachdem ich den langhaarigen Mann direkt in die Hölle verbannt hatte, zog ich meine Sachen wieder an. Ich glaube man fällt schneller in der breiten Masse auf, wenn man nackt durch die Straßen läuft, als angezogen. Und beim anziehen, wurde mir zudem wieder bewusst, dass ich vorgestern erst 8 Jahre alt war. Jetzt bin ich älter, reifer und fruchtbarer. Die Weiblichkeit meines Körpers habe ich noch nicht erforschen können, weil ich im Kopf irgendwie noch 8 Jahre alt bin. Vom denken her nicht, da bin ich schon Erwachsen, aber von der Erfahrung und der Erkundung meines Körpers, da bin ich zu jung. Obwohl mir aufgefallen ist, dass ich beim Schlüpfer und beim BH anziehen, aus versehen, an meinen erogenen Zonen geraten bin und in mir ein lüsternes Verlangen erwachte. Ein Erwachen einer mir unbekannten Lust. Ein Aufflammen einer kleinen Flamme. Eine Gefühlsflut dessen Ort sich zwischen dem Brustkorb und dem Magen befindet. Es war kein Hungergefühl, wie beim Essen, sondern ein Hungergefühl des Verlangens. Eine Sucht. Einmal angefangen ist es schwer, davon wieder los zu kommen.
„Welch eine eigenartige Gefühlsflut in mir schlummert!“, denke ich mir.
Und ich merke, dass ich mich davon ablenken lasse. Ich lese die Tafeln von den Menschen und suche nach dem wirklich bösen Menschen, der trotz allem dann noch immer die Wahl hat, ob er in den Himmel oder in die Hölle kommt. Aber ich bin unkonzentriert.
„Was war das für ein Gefühl? Es war einzigartig. Total neu und faszinierend.“ Angefixt, wie ein Heroin Süchtiger laufe ich durch den Park und rempele ab und zu einen Passanten an. Unbeabsichtigt.
„Ich bin nicht frei.“, denke ich mir.
„Ich muss es erforschen. Ich muss herausfinden, was das für ein Gefühl war.“
Ich bleibe stehen. Schaue mich um und suche mir einen Punkt den dem Park, an dem ich mich erkunden kann.
<Die Alpen!>, sage ich laut und laufe schnell auf die Berge zu.
„Ich muss es herausfinden!“
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Also renne ich hoch zum Kampen. Der höchste Berg mit der besten Aussicht über MM-München. Anfangs noch schnell und dann immer langsamer. Bis ich mich nur noch in einem Schneckentempo hinauf mühe. Doch als ich drauf bin und dann auf der einen Seite sie enormen Ausmaße der Stadt sehe, die sich bis zu Horizont und noch darüber hinaus erstreckt, wird mir erst bewusst, dass sich die Welt tatsächlich geändert hat. Beim Blick auf die andere Seite des Gipfels, sehe ich noch andere hohe Berge und eine durchaus ansehnliche Natur, bis diese dann auch in eine Stadt, eine Mega Metropole mündet.
Ich erkunde den Gipfel und sehe neben dem Kreuz ein kleine Hütte. Ich gehe hinein und sehe, dass es ein Gasthaus ist. Eine ältere Frau steht hinter einer Theke und wischt sie sauber. Andere Frühaufsteher sitzen an Tischen und Frühstücken. Essen Brötchen und trinken Kaffee oder Tee. Dabei schauen sie aus dem großen Fenster über die anderen Gipfel und dessen Natur.
<Ich bin Carmen. Ich komme in guter Absicht und will heute meinen Körper erforschen. Herausfinden woher bestimmte Gefühle kommen!>, sage ich laut. In mir herrscht Panik. Noch nie habe ich mich vor anderen Menschen so geäußert. Noch nie den Mut gehabt eine Rede zu halten und doch ist es wichtig. Wichtig für mich und die Umsetzung, der mir gestellten Aufgabe.
Die Menschen drehen sich allesamt zu mir um und schauen mich kritisch an. In der Zeit, indem die Menschen Kenntnis von mir genommen haben, erforschte ich ihre Tafeln über ihre Köpfe und entschließe mich, etwas richtiges zu machen.
Ich öffne den Mund und rülpse einen langen Rülps heraus. Der gelbe Schleim plumpst auf den Boden und saust dann zur Eingangstür. Dort setzt er sich in die Fugen und sperrt sie zu. Ich furze und fange dabei an, mir langsam meine Bluse aufzuknöpfen. Ich ziehe sie aus und werfe die Bluse in die Ecke. Dann Klatsche ich einmal und öffne dann meine Hose. Auch die landet in der Ecke. Genauso wie meine Schuhe, die Söckchen, der BH und mein Schlüpfer. Ich schwitze leicht und fange auch an zu zittern, doch jetzt gibt es kein Weg mehr zurück. Ich steige auf einen Stuhl und setze mich dann breitbeinig auf den Tisch. Die Männer in dem Raum haben von dem ersten aufzuknöpfen des Knopfes meiner Bluse, bis zum setzen auf dem Tisch ihrer lüsternen Blicke nicht abgewendet. Die Frauen im Raum fingen an empört zu reden und versuchten ihre Männer zu besänftigen. Ihnen zu zeigen, wer die Frau in ihrem Leben ist, doch es half nichts.
Ich regle mich auf dem Tisch und spiele mit meinen Lippen. Mit allen Lippen. Und ich spüre eine Macht in mir. Impulse rasen durch meinen Körper und lassen mein Herz schneller schlagen. Ich ertaste einen kleinen Punkt, eine Erhöhung am Ende der unteren Lippen, ganz oben und extreme Impulse rasen durch meinen Körper. Mein Herz wummert. Es droht zu explodieren. Ich streichel mit der anderen Hand über meinen jungen Körper und drücke meine Drüsen. Berühre sanft den dunkleren Teil und deren hervorragenden Spitze und weitere schwächere, aber immer noch starke Impulse wandern und vereinen sich in mir und geben mir ein Gefühl der....!
<Himmel oder Erde?>, rufe ich laut heraus, als ich den höchsten Punkt der Gefühle erreicht habe und beantworte die Frage sofort selbst.
< Himmmmmmellllll! Himmel Himmel Himmel!!!!!>
Mit der Explosion der Gefühle in mir, explodieren auch die Menschen mit mir im Raum. Zwar wurde die blaue Kugel in mir durch mein „Himmel“ Geschrei nicht aktiviert, aber die Zusammenkunft der drei anderen Kugeln hatten dafür ausgereicht. Eine Gischt aus Blut, Säften, Haut und Innereien ergießt sich in den Raum und auch ich werde damit eingehüllt. Doch bevor die Körper zerbarsten, kam Petrus vom Himmel und holte die Seelen. Nur ihre Körper waren noch hier. Kein Leid, kein Schmerz, nur warmes totes Fleisch!
Ich hätte angewidert sein müssen, bei soviel Grausamkeit, doch irgendwie hatte ich gefallen daran. Das Leben hat seine Tücken. Es gibt viel gutes und viel schlechtes.
„Aber mal ganz ehrlich...., wann explodieren denn bitte Körper, wenn man einen Orgasmus hat? Und das beim ersten Mal. Was passiert, wenn ich geübter bin? Wenn ich wild in der Öffentlichkeit an meinem Körper herum spiele und dann....!“, bei den Gedanken überkommt es mich und ich mache da weiter, wo ich eben aufgehört habe. Diesmal ohne Menschen!
Als ich das 2. und das 3. Mal und sogar ein 4. Mal damit beschäftigt war, meinen Körper zu erforschen, fasste ich mir ans Herz, gab mir einen Ruck und hörte auf. Ich wasche mir das Blut von meinem Körper und ziehe meine Sachen wieder an.
<Nun ist es an der Zeit die Hölle zu befüllen!>, schreie ich und hole meine Kugeln zurück in meinen Körper. Nur die Grüne bleibt draußen, wegen den Schmerzen. Ich öffne die Tür der kleinen Hütte und schaue in die Augen eines Schimmels. Ein prächtiges Pferd. Groß und elegant zugleich. Ich schwinge mich auf sein Rücken und reite mit ihm zusammen in die Metropole. Es ist an der Zeit, die Geschichte zu ändern. Ich werde ein eigenes Kapitel bekommen.
Ich rülpse sehr laut und der Schleim fliegt aus meinem Mund und verwandelt sich in einen mächtigen gelben Zauberstab. Am oberen Ende entstehen 3 Kammern, die in sich geschwungen sind. Dort hinein schicke ich die Grüne, klatsche und rufe < Masturbieren> und es fliegen die beiden anderen mit hinein. Ein Stab der Artefakte.
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So reite ich nun durch die MM-München Metropole. Genau in der Mitte der alten Autostraßen. Die Hochhäuser ragen Majestätisch in den Himmel, wie einst der Turm zu Babel. In den Fassaden spiegelt sich sie Sonne und ein leichter Wind zieht durch die Häuserschluchten. Die Menschen auf den Straßen schauen mich verwundert an, weil sie so eine Aufmachung von einem Wesen mit Zauberstab und einem Schimmel, nur aus alten Büchern und Sagen her kennen. Manche trauen sich heran und streicheln das Pferd, andere hingegen lachen oder gehen respektvoll zur Seite.
Links und rechts tauchen die Bildschirme der Supercomputer auf und wollen mir zeigen, wohin ich als nächstes gehen soll.
„In einen anderen Park? Einkaufen gehen? Eine Wohnung finden? Einen Beruf suchen? Freunde finden?“, das alles blinkt mir entgegen.
Doch ich kann der Versuchung widerstehen. Ich bin nicht hier, um mit den Menschen zu leben und mit Ihnen alt zu werden. Ich bin nicht hier, um mich durch die Ärzten unsterblich zu machen oder ein sorgenfreies Leben zu führen!
Ich lege vorsichtig meine Hand auf dem Schimmels Kopf. Er bleibt zugleich stehen. Dann hebe ich den Stab und schlage ihn dann kräftig auf den Boden. Die Kugeln darin werden nach unten gedrückt und fliegen dann allesamt heraus und zeigen mir die Tafeln der Menschen.
Ich lese und studiere. Ich sehe sehr viel Leid und Elend. Ich bin verwirrt.
„Wie kann das alles sein, wo mir doch die Welt hier vorgibt, eine Andere zu sein! Ist es wirklich der Mensch allein, der den Ihn unzufrieden und damit auf aggressiv macht oder werden sie so durch Äußerlichkeiten beeinflusst?“
Ich sehe Zorn und Neid. Ich sehe, wie Zuhause in den heimischen Wänden sehr viel Gewalt stattfindet. Ich sehe aber auch das Gegenteil, viel Liebe und Geborgenheit.
„Liegt es am Menschen oder sind es äußere Einflüsse?“, stelle ich mir die Fragen und will Antworten. Ich will wissen, warum die Menschen so sind, so werden, wie sie sind!
Ich suche mir die wirklich üblen Menschen heraus und merke, dass in mir eine Geilheit hoch schwappt.
„Das scheint auch nicht normal zu sein!“, denke ich mir und kneife mir dann lüstern in die rechte Brustwarze.
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Eric steht am oberen Fenster eines sehr hohen, aber auch sehr wichtigen Hochhauses in der Stadt. Hinter ihm befinden sich mehrere Browser und Supercomputer. Viele kleine Led- Lichter sind fleißig am blinken. Zudem befinden sich an einer sehr langen Tafel, mehrere wichtige Menschen.
Eric schaut nach unten auf die Straße und sieht, wie sich Anna an ihre Brust fasst. Dann explodieren mehrere Menschen!
Eric dreht sich um und sagt ruhig und mit einer zufriedenen Stimme:
< SIE IST DA!>
Draußen auf der Straße bricht Panik aus. Eine Panik die auf das Geschehen von Anna ausgeht, denn Anna ist der Bote der Welten. Die Botin des Himmels und der Hölle.
Eric geht von dem Fenster weg und schreitet langsam und behutsam zur Tafel. Es ist ein runder langer uralter massiver Eichentisch, an dem schon viele Pläne und Entscheidungen getroffen und umgewandelt worden sind.
Vor der Tafel bleibt er stehen und greift sich dann an seinen Kopf ins Haar. Erst mit der einen und dann mit beiden Händen. Er legt die Handflächen nach außen und zieht dann kräftig. Seine Haare ziehen sich zur Seite und in der Mitte seines Gesichtes, sieht man plötzlich einen Riss, der sich vom Haarscheitel bis zum Kinn erstreckt und immer breiter wird. Unter dem Riss erkennt man rote Haut. Kein blutiges Fleisch oder Muskelgewebe, sondern eine rot schimmernde glatte Haut. Der Riss wird breiter und breiter und die Hautlappen neigen sich zur Seite. Da wo einst die Augen von Eric waren, sind jetzt auch welche. Allerdings andere. Ganz andere. Die Augen schauen sehr düster drein und in der Mitte brennt eine kleine Flamme. Um die Flamme herum, sieht man eine Höhle, an dessen Wänden, sich eigenartige Kreaturen befinden. Das Weise des Auges, der Augapfel ist schwarz. Auch die Augenbrauen sind es. Die Hautlappen hängen nun komplett seitlich am Kopf herunter. Es ist Satan. Der Fürst der Finsternis höchstpersönlich. Der Teufel in reinster Form.
Er schaut in die Runde. Er schaut sich jeden einzelnen ganz genau an und schlägt dann mit der Faust einmal kräftig auf die Holzplatte. Dabei fallen die Hautlappen mit dem darüber liegenden Kleidern augenblicklich herab und aus dem Schädel schießen zwei mächtige Hörner hervor.
< Es ist an der Zeit den Bumsplaneten „Passion Aeternam“ zu befreien!>, brüllt er gekonnt in die Runde.
< Die Pflanze Profusus hat zu lange ihre Tentakel darauf weilen lassen. Es ist an der Zeit, meine Vorlieben aufzuwecken. In mir herrscht Druck. Enormer Druck!>
Ein Mann mit einem langen weißen Gewand steht auf und hebt eine Hand zur Decke. Aus seinem Mittelfinger zischt ein weißer Strahl und die Decke wird durchsichtig. Man kann den Himmel sehen und die vielen Wolken. Doch der weiße Strahl vertreibt die Wolken und man schaut direkt ins All, auf einen Kometen, der nur alle 5 bis 7000 Jahre an der Erde vorbei fliegt.
< Von den Erdbewohnern wird er „NEOWISE“ genannt, doch wir wissen, dass es der Bumsplanet ist. Unser Bumsplanet!>
Fortsetzung folgt!