Ingeborg

Vorwort

 

Bei der Geschichte hat mir die Liebe SuSan @from_susan_with_love geholfen.

Die Textpassagen sind mit einer anderen Schrift makiert!

 

 

Ingeborg

 

 

1

 

 

Wenn Ingeborg aus dem Fenster heraus schaut, dann sieht sie die belebte Straße. An ihrem Fenster hat sie ein Spiegel angebracht, damit sie auch wirklich alles beobachtet kann, denn Ingeborg ist neugierig. Neugierig auf die Welt, auf die Menschen und den Verkehr vor ihrem Haus.

 

Ingeborg sitzt jede freie Minute an diesem Fenster und wartet darauf, dass wieder einmal was passiert. Eigentlich passiert immer etwas, aber ne große Sache, wie ein Unfall oder eine Schlägerei, gab es schon lange nicht mehr.

 

Im Hintergrund des Fensters befindet sich die Küche. Aus dem Radio kommt schicke Musik. Alles von Pop bis Rock.

 

Ingeborg öffnet das Fenster, um einerseits den Duft ihres Essens entweichen zu lassen und andernfalls vielleicht ein Gespräch von draußen zu erhaschen. Der Austausch findet statt, doch das Gespräch handelt nur um Arbeit und der Spaghetti Bolognese Geruch zieht zwar nach draußen, doch findet keinen Abnehmer.

 

Das Ticken der Uhr, die sich über der Mahagoni Tür befindet, tickt laut die Sekunden voran. Das ticken hallt über die mit vielen tollen Fotos von ihrer Familie behängten Wände.

 

Ingeborg, die vielleicht für einen Bruchteil einer Sekunde ihre Augen schloss, bekam in dieser Zeit nicht mit, wie ein Düsenjet über die Ortschaft flog und einen Schweif am Himmel zurück ließ. Doch als sie eine Sekunde später einen Ohrenbetäubenden Schlag hört und dabei ihrem Kaffee vor Schreck verschüttet, ist sie plötzlich hellwach.

 

 

2

 

 

 

Ingeborg erkennt sofort, dass es sich um ein fliegendes Warzenschwein handelt und holt sich blitzschnell einen Lappen von der Arbeitsplatte, damit sie den Kaffee vom Tisch wegputzen kann, als es einen zweiten lauten Knall gibt. Zwei Warzenschweine kannte sie eigentlich nur aus ihrer Kindheit, als damals die USA ihre Manöver in Deutschland absolvierten.

 

„Was zur Hölle!“, japst sie kurz schrill auf, weil sie sich erneut erschreckte und den Lappen fallen ließ.

 

Sie stützt sich mit einer Hand an der Lehne des Stuhls und mit der anderen greift sie nach dem Lappen, als zu dem Klirren der Fensterscheiben nun auch noch ein starkes Brummen hinzukam.

 

Der Boden fängt an zu vibrieren und das Geschirr in den Schränken klappert laut herum und einige Tassen fallen um.

 

Sie hievt sich nach oben und schaut dann verwirrt aus dem Fenster. Ihre Augen weiten sich und sie muss unweigerlich an ihre Schwester Ivonne denken, die solch eine Situation wahrscheinlich besser meistern würde. Aus dem Impuls heraus schaltet sie blindlings mit der rechten Hand den Sender von Rock und Pop des Radios auf einen Nachrichtensender.

 

„.......angegriffen worden!“, ertönt es aus dem Lautsprecher.

 

 

 

„.....Hier nochmal die Eilmeldung. Nach schwierigen Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten von Amerika gab es eine schwerwiegende Entscheidung im Rahmen der Wirtschaft und den Friedensverhandlungen der EU mit der USA. Da sich allen Anschein nach, die Machtverhältnisse der regierenden Staaten der EU nicht einigen konnten, sind alle Friedensverhandlungen gescheitert und Amerika hat heute Morgen um 05:00 Uhr den Präventivschlagsplan gesetzt und gleichzeitig 5 Staaten der EU angegriffen. Die Hauptstädte Lissabon, Madrid, Brüssel, Amsterdam und Paris. Ich wiederhole: Portugal, Spanien, Belgien, Holland und Frankreich sind innerhalb von 10 Stunden von der USA eingenommen worden. Die Armee befinden sich nun auf dem Weg nach Deutschland. Die Friedensverhandlungen mit Russland sind auch gescheitert. Die osteuropäischen Länder Estland, Lettland, Litauen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Griechenland und Polen sind allesamt gefallen und unterliegen jetzt der russischen Armee. Die russische Armee befindet sich jetzt auf dem Weg nach Deutschland. Laut neusten Hochrechnungen sind mehr als 10 Millionen Mensch gefallen und über 100 Millionen befinden sich auf der Flucht. Österreich, Schweiz und Italien, die bislang von den Angriffen verschont geblieben, sind zum Mekka der Flüchtlinge geworden.!

 

Hier nochmal die Eilmeldung. Nach ….....“

 

Ingeborg schaltet zurück auf den Rock und Pop Sender, der nach wie vor Musik spielt.

 

 

3

 

 

Ingeborg, die vor dem ganzen Gepolter noch am Küchentisch saß und gespannt das Bild von einem Mond hinter Gitterstäben ansah und dabei eine kleine Kurzgeschichte über Zornie Zorn las, wünscht sich nun, genau an diesem Punkt der Welt zu sein. An einem Punkt weit weg der Realität, an einem fiktiven Ort, auf einem Rücken eines großen beoellischen Pferdes, doch als sie das große grüne runde Kanonenrohr eines amerikanischen Panzers sieht, dass sich langsam in ihr Blickfeld vor ihrem Fenster schiebt, wird ihr bewusst, dass es einmal eine schöne friedliche Welt, eine friedliche Zeit gab, die nun ihr Ende gefunden hat.

 

Der Panzer schiebt sich nun vollkommen sichtbar in das Blickfeld und bleibt dann stehen. Ingeborg die jetzt Angst hat sich zu bewegen, weil sie denkt, dabei ihr Leben zu lassen, stellt trotzdem das Radio leiser und wieder auf den Nachrichtensender.

 

„...begrüßen wir den China Experten Thomas Laddach bei uns. Herr Laddach, sie schrieben einst, dass wenn es einen Krieg der Kontinente geben würde, dass China dabei eine entscheidende Rolle spielen würde. Nun sind gestern alle Atommeiler in Asien explodiert und dazu noch 5 Atombomben. Die Nukleare Wolke verbreitet sich auf der Welt extrem schnell aus und wir werden alle davon betroffen sein. Was ist ihre Meinung dazu?

 

Ich denke, der Krieg der Kontinente ist dadurch entstanden. Ich denke das die Weltmächte in der Vergangenheit soviel Geld zum Wettrüsten in die Hand genommen hatten, dass sie es jetzt, wo das Ende der Menschheit durch die Nukleare Bedrohung ein zähes Ende finden wird, einfach mal alles ausprobiert wird. Alle Waffen der Welt kommen zum Einsatz.

 

Danke.

 

Dankeschön.“

 

 

 

Ingeborg, die sich immer bewusster wird, dass ihr Leben wohl bald ändern wird, allerdings nicht ins Positive, neigt sich nach hinten und holt sich ein Piccolo aus dem Kühlschrank. Gleichzeitig fährt von der anderen Seite ein russischer Panzer vor und bleibt dann auch vor ihrem Fenster stehen.

 

Ingeborg lacht, weil sie erkennt, dass sich die Front des Krieges sich genau vor ihr befindet.

 

Sie hat zwar schon lange keinen Unfall oder eine Prügelei gesehen, aber so etwas wollte sie jetzt auch nicht. Im hinteren Bereich ihres Blickfelds sieht sie wie sich die Truppen beider Parteien gegenüberstellen.

 

Russen und Amerikaner. Genau gegenüber. Doch keiner bewegt sich.

 

Die Zeit verstreicht und nix passiert, bis plötzlich zwei Generäle aus den Truppen sich absondern und sich in der Mitte treffen. Beide haben, wie bei einem Fußballspiel ihre Flaggen dabei und strecken sie sich entgegen, als plötzlich das Telefon klingelt.

 

Ingeborg schreckt auf und nimmt sofort ab.

 

„Hallo?“ flüstert sie leise ins Telefon. Dabei sieht sie, wie die Generäle nun in ihre Richtung blicken und auch langsam in ihre Richtung kommen.

 

„Hier ist Ivonne, geht es dir gut?“, fragt Inge, die in Wirklichkeit Ivonne heißt, weil ihr Nachbarshund auch Ivonne heißt und deshalb lieber Inge genannt werden möchte.

 

 

4

 

 

„Ich glaube ich befinde mich näher am Krieg, als mir lieb ist!“, flüstert Ingeborg.

 

Schweigen am anderen Ende der Leitung. Ingeborg durchfährt ein Schauer. Hoffentlich haben sie nicht die Leitung gekappt, als sich Ivonne wieder meldet.

 

„Das mag sich jetzt vielleicht doof anhören und es passt auch überhaupt nicht in deine Situation, aber ich habe mich dazu entschlossen, im wahren Leben lieber Inge genannt zu werden, als Ivonne.“

 

Ingeborg verdreht die Augen, weil es nun wieder dieses Thema betrifft. Wenn man es mit der heutigen Zeit beschreibt, dann will Inge die 4. Art des Geschlechts einläuten. Nicht männlich, nicht weiblich oder gar nichts von beiden, sondern das Fühlen eines Namens, welcher ihr nicht in die Wiege gelegt wurde, sondern erst im laufe der Zeit und den Umständen der Zeit mit all ihren Weisheiten und Geschichten, der Zufälle und der Begebenheiten, des täglichen Alltags entstand. In einer Stellenausschreibung wäre es dann M/W/D/N.

 

„Mach was du für Richtig hältst, nur gib mir einen Tipp, wie ich mich aus der Aktuellen Situation befreien kann!“

 

Wieder Stille auf der anderen Seite. Dann ein tiefes Atmen. Dann ist die Leitung weg.

 

 

 

Passend zum jetzigen Thema schallt aus dem Radio nun Highway to hell. Die zwei Generäle gehen gemeinsam zu ihrem Fenster und Ingeborg erkennt in den Gesichtern Hass aber in gleichen Teilen auch Spaß und tief schwarzen Humor.

 

Das Lied ist fertig und es kommt ein anderer englisch sprachlicher Song aus den Boxen. Ingeborgs Englisch ist nicht das Beste und sie hört zwar den Text und ab und zu auch ein bekanntes Wort, aber schlussendlich hört sie eher die Melodie des Gesangs. Sie fühlt sich so in ihre Kindheit zurück versetzt, als sie noch im Kinderwagen lag und ihrer Mutter beim Sprechen zuhörte, aber nichts verstand.

 

Nur noch gut 20 Meter, dann werden wohl andere Worte durch das Fenster in die Küche schallen. „Oh“, denkt sie sich, „hätte ich doch mal besser in der Schule aufgepasst!“

 

Und als sie dort nun saß, am Küchentisch mitten in Berlin, in ihrer geliebten Küche, da geht das Radio urplötzlich aus und eine sehr tiefe Stille breitet sich aus. Alles ist ruhig, selbst die Panzer haben ihre Motoren ausgemacht. Das einzige was sie noch hört, ist ihr immer schneller werdender Atem und die Schritte der zwei paar schweren Stiefel, die unaufhaltsam auf die zukommen.

 

 

5

 

 

Ein wahrhaftig murmeliges Gefühl breitet sich in Ingeborg aus, als sie sieht, wie die ernsten Gesichter der Generäle auf sie zukommen. Zudem die Leere in ihr, weil ihre liebe Schwester einfach aus der Leitung verschwand. Ihre Schwester Ivonne, die ihr Leben schon immer anderes gelebt hatte. Immer freier in ihrer Entscheidungen, obwohl sie eine wirklich tolpatschige Person ist.

 

Ihre Eltern Ingo und Irmgard, die ein Favorit für Namen haben, die mit dem Buchstaben I anfangen, waren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Ivonne war damals 10 Jahre alt und sie war 15 Jahre. Sie übernahm die Erziehung von Ivonne, obwohl sie dann bei ihren Großeltern unterkamen. Es war alles okay, aber ihre Oma bekam früh Alzheimer und ihr Opa war ein verrückter Tüftler, der nicht nur einmal einen Brand in seinem Hobbyraum verursachte. Als Ivonne dann diesen schrecklichen Unfall hatte, bei der ihr beinahe das Leben ausgehaucht wurde, sich aber dann herausstellte, dass sie eine Supermacht in ihr trägt, bekam Ingeborg es mit der Angst zu tun und zog sich zurück. Erst nur mit flüchtigen Verneinungen, weil sie andere Sachen machen musste, die auf ihrer Agenda stehen und dann immer mehr, bis zum Wegzug. Ingeborg zog dann nach Berlin in die Berlinerstraße und Ivonne blieb in Gambach zurück.

 

 

 

Näher immer näher hallen die Schritte und mehr und mehr steigt die Angst in Ingeborg, als eine weiße Taube heran fliegt und sich zwischen ihnen auf dem Fenstersims setzt. Die weiße Taube schaut freundlich drein und schaut sich dabei um.

 

Ingeborg die immer an den Frieden dachte und in der Taube das Gleiche sieht, erfreut sich und schmunzelt. Die Taube schaut ihr in die Augen, blinzelt kurz, dann gurrt sie ein Satz, den niemand versteht, flattert kurz mit den Flügeln und explodiert dann. Zuerst aus einer Gischt aus Federn und dann sah man nur noch weißen Rauch.

 

Als sich nach und nach der Rauch lichtet, sieht man eine Gestalt vor dem Fenster stehen. Eine Weibliche. Sie ist komplett Nackt und Ingeborg erkennt, dass sie wohl lange blonde Haare hat. Zu verdutzt ist sie, zu erkennen, dass vor ihr nun ihre Schwester Ivonne steht.

 

Die Generäle, die wie alle Männer in einer Frau, die Weiblichkeit zuerst wahrnehmen und nicht ihren Beruf oder den Wertegang, mustern sie und ihre Blicke huschen zwischen den erogenen Zonen hin und her.

 

In der Zwischenzeit schieben sich auf ihrem Rücken kleine Düsen heraus. Sie sind klein und es sind recht viele. Aus den Düsen sprüht ein Nebel, der nun das Fenster und die Mauer zerstört. Alles was mit dem Nebel in Berührung kommt, wird flüssig und tropft nach unten.

 

Ingeborg begreift was ihre Schwester vorhat und tritt einen Schritt zurück.

 

 

 

 

 

Das Fenster und die Mauer darunter fließen auf den Gehweg und Ingeborg sieht, wie die Düsen in der Haut ihrer Schwester wieder verschwinden. Sie sieht aber auch, wie die Generäle stehen bleiben und ihren Truppen ein Befehl geben. Sogleich springen die Motoren der Panzer wieder an und die Truppen positionieren sich zu ihnen, so dass nun die komplette Armee der USA und von Russland auf Ivonne und Ingeborg ausgerichtet ist. Nie zuvor haben die beiden Großmächte zusammen gearbeitet, nie zuvor waren sie gemeinsame Schritte gegangen, doch dies sollte sich heute ändern.

 

Ingeborgs Panik steigt an. Nicht nur weil sich nun die ganze Welt gegen sie richtet, sondern auch weil sie nicht weiß, ob sie und ihre Schwester aus dieser Situation wieder hinaus kommen. Sie will gerade ihre Schwester fragen, wie es nun weiter geht, als sich Ivonnes Rücken auftut und zwei weiße und mächtige Flügel heraus quellen. Wie engelsgleich quellen sie symmetrisch hervor und breiten sich dann zu beiden Seiten aus. Dann dreht sich Ivonne um und umarmt ihre Schwester.

 

 

 

6

 

 

Kurz vor der Umarmung schaute Ingeborg ihrer Schwester in die Augen und sah das, was ihr früher als Kind schon immer Angst machte. Dort im Inneren des Auges, da ruhte eine Kraft. Eine Macht die ihrer Schwester diese unglaublichen Mächte gibt. Eine Macht, die Ingeborg immer als einen Feind sah. Doch jetzt, in ihrer ausweglosen Situation, war ihr diese Macht willkommen, auch wenn sie ihr nicht traute.

 

Ingeborg weiß, dass Ivonne es merkte, dass ihr es sehr unangenehm war, von ihr umarmt zu werden und drückte sie ein wenig sanfter als nötig.

 

Zu der Umarmung der beiden Körper, peitscht Ivonne ihre breiten Flügel weit und kräftig auseinander und umschließt sie beide in einen sicheren Cocoon aus weichen Federn.

 

Ingeborg umfasst eine plötzliche Stille und alles um ihr herum wird schwarz. Sie hört ihre Schwester atmen, sie hört außerhalb die Schüsse der Gewehre und deren Einschläge, in die Mauern und in ihre geliebte Küche. Töpfe fallen runter, Glas splittert, Holz berstet.

 

„Was passiert jetzt mit uns?“, fragt Ingeborg leise und eingeschüchtert.

 

Zu dem tiefen Atmen und auf das Warten der Antwort saust ein großes Geschoss in das Haus und zerreißt es in unzählige Einzelteile.

 

„Wir bleiben erst einmal hier, bevor wir....!“

 

 

 

 

 

Das schwesterliche Verhältnis von Ivonne zu Ingeborg ist nicht das Beste. Einerseits weil ihre Eltern zu früh verstarben und weil Ingeborg dann die erzieherischen Maßnahmen übernahm und dabei sehr streng war. Ivonne verlor mit der Zeit immer mehr das liebende Gefühl zu ihrer Schwester, bis es dann einmal so eskalierte, dass sich beide zwei Wochen ignorierten. Dann kam der schleichende Tod ihrer Oma. Danach war nichts mehr, wie es vorher war. Ingeborg steckte alle Energie in die Familie, um ansatzweise ein normales Leben weiter zu führen, was aber immer schwerer wurde, weil sich ihr Opa immer weiter in seinem Hobby und Tüftler-Raum zurück zog und Ivonne dann diesen Unfall hatte. Dann wurde der Kontakt der Angst geboren und die Kluft der beiden Schwestern nahm eine neue Dimension ein.

 

In Ivonnes Augen verlor sie bei dem Tod ihrer Eltern nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre Oma, ihren Opa und ihre Schwester Ingeborg.

 

„Ingeborg......ich hatte damals keinen Unfall!“, sagt Ivonne leise und in ihr füllt sich das Herz mit Liebe und Hoffnung. Eine Hoffnung die das stark eingestaubte Verhältnis vielleicht verbessern könnte.

 

Ingeborg die mit sich am kämpfen ist, weil sie mit den schnellen Manövern der Flugkünste von Ivonne nicht zurecht kommt, erstarrt augenblicklich und vor ihrem geistigen Auge wird die Szene des Unfalls sofort eingeblendet.

 

 

 

 

 

Es war ein lauer Sommerabend. Das Wetter blies einen leichten Wind aus Nordwest heran und der Himmel fing an, sich dem bevorstehenden Sonnenuntergang anzupassen und veränderte seine Farbe schon einmal in ein zartes Orange. Die Kraft der Sonne war noch viel zu stark, um hinein schauen zu können. Ingeborg saß damals auf der Hollywood Schaukel und las ein Buch. Ein Streifen von einem sehr bekannten Schriftsteller, der in den Anfangsseiten all seiner Geschichten eine Welt beschreibt, die sich so echt anfühlt, als würde sie tatsächlich existieren.

 

Ivonne fuhr damals mit ihrem Fahrrad im großen Garten herum und sang dabei ein fröhliches Lied. Am Lenker des Rades hingen Papierstreifen, die im Sausewind der Geschwindigkeit nach hinten flogen. Aus dem Hobbyraum hörte man laute Musik und viel Gehämmer von den Arbeiten ihres Opas.

 

Ingeborg roch das Spülmittel vom Abwasch des Bestecks und der Porzellanteller an ihren Händen und schaute beim Umblättern der Buchseite kurz auf, als sie am Himmel eine komische Erscheinung sah. Ihr Blick schweifte wieder zurück auf die Wörter im Buch und sie las weiter und dachte dabei an das Gesehene. Sie las einen Text, den sie nicht las, weil sie beim lesen an etwas dachte, was sie am Himmel sah.

 

Wieder schaute sie zum Himmel und suchte das Objekt und sah es nicht auf Anhieb, denn es war nicht mehr dort, wo sie es noch vor 3 Sekunden gesehen hatte. Sie suchte den Himmel ab und erschrak, als sie es fand. Es war grünlich-funkelnd, länglich und schoss mit einem Affenzahn direkt auf Ivonne zu.

 

Ingeborg schlug das Buch zu und warf es in einem hohen Bogen weg, so dass Herr King krachend auf die sandigen Holzdielen fiel und dann mit dem Cover, auf dem ein Turm zu sehen war, zum liegen kam. Sie sprang über die Stufen der Veranda auf das saftige grüne Gras und rannte dann mit vollen Tempo auf Ivonne zu und schrie dabei ihren Namen.

 

Doch Ingeborg kam zu spät und sah, wie Ivonne mit aller Gewalt von dem Ding getroffen wird und dann mit dem grünen Ding im Erdreich verschwand. Der Einschlag war so kräftig, dass dabei ein großer Krater entstand und Ingeborg durch die Wucht des Aufpralls nach hinten flog und schmerzend auf ihrem Rücken landete.

 

 

 

7

 

 

 

 

Yvonne brauchte einige Zeit um wieder zu sich zu kommen und musste erst mal die Erde ausspucken, die sie in den Mund bekommen hatte. Sie blinzelte den Dreck aus ihren Augen und nahm, wie aus weiter Ferne, ein lautes Rufen war. Yvonne war noch ziemlich verdattert und geschockt von dem Ereignis und konnte zunächst die Stimme, die etwas laut rief, fast schrie, nicht direkt einordnen bis sie erkannte, dass es Ingeborg war, die ununterbrochen ihren Namen rief! Ihr Körper tat weh und sie versuchte vorsichtig sich zu bewegen. Was ist passiert? Und wieso sieht alles so grün aus? Und was ist das für ein seltsames langes grün leuchtendes Ding neben ihr? Und im nächsten Moment fiel Ingeborg auch schon über ihr her und überschlug sich fast mit Fragen.

 

 

 

 

Yvonne, geht es dir gut? Hast du dir weh getan? Bist du verletzt? Yvonne?! Kannst du mich hören? Sag doch was!! Bist....."

 

Ja ja, es mir gut - glaub ich."

 

Bist du dir sicher?" Die Sorge stand Ingeborg ins Gesicht geschrieben. Gerade als Yvonne ihre Hand nach dem leuchtenden und glitzernden Gegenstand ausstrecken wollte rief Ingeborg völlig aufgeregt

 

Stopp!! Nein! Nicht anfassen!"

 

Aber es leuchtet und glitzert doch so schön! Es sieht aus wie ein großer funkelnder grüner Edelstein! Biiitttee!"

 

Doch Ingeborg schüttelte energisch ihren Kopf

 

Nein, fasse es besser nicht an! Wir wissen nicht, was das ist. Es könnte gefährlich sein, also Finger weg!"

 

Schmollend schob Yvonne ihre Unterlippe vor "menno!"

 

Ich hole eine Zange und zieh meine Backofenhandschuhe an. Sicher ist sicher. Wir gehen jetzt erst mal ins Haus und gucken nach, ob dir wirklich nichts fehlt!"

 

Nachdem sich Ingeborg sicher war, dass Yvonne nicht verletzt war, ging sie "bewaffnet" in den Garten...

 

 

 

„Als du draußen warst und wolltest den grünen Kristall untersuchen und schauen, was aus dem Himmel auf mich stürzte, da hatte ich Besuch, von dem Wesen, welches mit dem grünen Kristall auf die Erde gerast kam. Das Wesen kam von einem anderen Planeten und berichtigte mir von der Zukunft der Menschheit auf der Erde. Das Wesen, welches so groß war, wie eine kleine Raupe hieß Knutarius. Er was ein Abgesandter des kronjuwelischen Zwergplaneten, der sich im Hinteren und verwinkelten Teil unseres Nachbar Sonnensystem Proxima Centauri befindet. Knutarius sagte mir voraus, dass diese jetzige Katastrophe kommen wird und erzählte mir zugleich, dass du dabei eine große und wichtige Rolle spielen wirst!“

 

Hinter den Augen Ingeborgs spielt noch der Film der Vergangenheit ab, den sie, als sie hört, dass sie ein wichtiger Bestandteil der Geschichte sein würde, mit einem heftigen und kurzem Kopfschütteln abwirft und nun wieder direkt in die Augen ihrer Schwester schaut.

 

„Ich bin was?“

 

Noch bevor Ivonne antworten kann, springt aus ihrem Ohr eine kleine Raupe heraus und bleibt dann auf der Schulter sitzen.

 

Sehr hoch und mit piepsigen Stimme schrillt Knutarius eine Botschaft hervor.

 

„Deine Schwester sorgt für Frieden und du sorgst für das Leben. Ihr seid der Menschheit letzte Hoffnung, ihr seid des Lebens letzte Chance!“

 

Dann pellt sich die Raupe und zwei wunderschöne bunte Schmetterlinge flattern heraus und verschwinden dann in den Ohren der Schwestern.

 

 

 

Ingeborg verspürt ein Kitzeln im Ohr und fängt an leise zu lachen. Es kribbelt und kitzelt und sie würde gerne mit ihrem Finger tief ins Ohr hinein tasten, um dieses Gefühl wegzubekommen, doch Ivonne umschlingt sie weiter mit ihren Flügeln, so dass sie keine Hand freibekommt. Der andere Schmetterling, der in das Ohr von Ivonne gekrabbelt ist, scheint ihrer Schwester kein Kitzeln zu verursachen, denn sie verzieht keine Mine, geschweige denn Lachen oder Schmunzeln.

 

Ingeborg konzentriert sich so auf das Kitzeln, dass sie nicht mitbekommt, dass sich ihre Sicht verändert. Ivonne verschwindet langsam vor ihr und das Licht, dass über ihr schwebt geht aus. In Dunkelheit gefangen, fliegen beide noch immer durch Raum und Zeit der Erde. Unter ihren Füßen, unter ihren Flügeln tobt unabläßlich der Kampf.

 

Ingeborg ertastet mit ihren Fingern ihr Oberschenkel und streichelt sich zur Beruhigung selbst, als sich vor ihren Augen ein Vorhang auftut und eine Welt sichtbar wird, die von Millionen von unterschiedlichen langen, dicken behaarte und nackten Raupen und bunte Schmetterlinge besiedelt wird. Ein Wirrwarr und ein Gewusel am Boden und ein Meer aus Abermillionen bunten Flügeln am Himmel und entlang des Horizonts.

 

Beim Blick nach oben zum Himmel, da fallen aus den schwarzen Wolken weitere Raupen heraus und landen alle unsanft auf ein Tal von Steinen, die an ein Meer aus Wasser grenzt, dass auch immer mehr an Fülle der Raupen annimmt.

 

Kaum zu begreifen, wohin das noch führt, ertönt wieder die laute piepsigen Stimme. Diesmal aber nicht von außen, sondern von innen heraus.

 

„Die Raupen werden uns zerstören. Sie werden unseren Planeten einnehmen und alles essen und trinken, was eigentlich für uns schon knapp ist! Du bist die Retterin des Lebens, du musst uns helfen, dass dieses Unheil aufhört.“

 

Ingeborg nickt und versteht das nahe bevorstehende Unglück.

 

„Wie kann ich helfen? Was kann ich machen?“

 

Ein piepsen.

 

„Beende den Krieg auf der Erde und du beendest das Fallen der Raupen.“

 

 

8

 

 

 

Wie soll ich etwas begreifen, was ich nicht verstehe, denkt sie sich und mit einem Mal, wird ihr Blick nach vorne katapultiert und sie fliegt über die Seen und Felder, der Meere und durch die Täler des fremden Planeten und sieht die enormen Ausmaße der Plage. Überall wuseln, krabbeln und kriechen die Raupen entlang und nagen die Früchte, das Gras und sogar die Bäume an.

 

Ingeborgs Blick saust tiefer und die Raupen werden größer. Nicht alle Farben der Raupen sind gleich. Es gibt schwarze, weiße, gelbe, rote und gemischt farbige Raupen, die sich winden und in sich krümmen. Manche sind behaarter als andere, manche noch sehr klein und wie bei einem Zoom- Objektiv nähert sie sich den Köpfen der Raupen und erschrickt.

 

Sah sie eben ein Gesicht? Ein Menschliches? Sie schaut nochmal näher hin und erkennt tatsächlich ein menschliches Gesicht an den Köpfen der Raupen. Und der Ausdruck war kein guter. Panik und Angst in deren Augen, die Mäuler weit aufgerissen, zum schreien bereit und doch sieht man auch Hunger, viel hunger in den Gesichtern der Menschen.

 

„Wie kann das sein?“

 

Die piepsige Stimme erfüllt ihr Kopf.

 

„Wenn die Menschen sterben, dann werden ihre Seelen frei und treffen wie gewohnt hier ein, um sich zu laben, um sich zu nähren, um sich zu stärken, damit kurz vor der Geburt des Schmetterlings eine neue Reise festgelegt werden kann.“

 

 

 

„Was ist das für ein Planet hier?“, fragt Ingeborg verdutzt.

 

„Wir nennen es das Portal des Lebens und der existentiellen Entscheidungen. Hier auf diesem Planeten kommen alles Lebewesen die gestorben sind an. Hier werden ihre Seelen aufgepeppt, bereinigt und dann zur Höhle der Entscheidung geschickt.“

 

Ingeborg ist sichtlich verwirrt und streichelt ihren Oberschenkel nun fester.

 

„Aha!“

 

Das piepsige Ding in ihrem Kopf gibt ein Lachen von sich.

 

„In eurem Leben und in eurem Glauben auf der Erde, wird dieser Ort als Himmel oder Hölle bezeichnet. Doch die Ausmaße des großen ganzen und die lebensentscheidende Frage, woher das Leben kommt, als zuerst das Ei oder das Huhn da war, werde ich heute nicht erklären, weil die Prognose deines Verstandes dafür bei weiten nicht ausreichen wird. Es wäre im Prinzip so, als würdest du einer Ameise erklären, wie ein Kaffeevollautomat funktioniert!“

 

Ivonne merkt das Ingeborg unruhiger wird und schlägt ihr auf die Hand.

 

„Aha!“, sagt sie und hört dann weiter zu.

 

„Wenn ein Mensch auf der Erde stirbt, dann verlässt seine Seele den Körper und beginnt eine Reise entlang der Oberfläche der Erde, sieht in schnellen Momenten sein gelebtes Leben vorbeiziehen und verlässt dann die Erde, verlässt dann das Sonnensystem und fliegt auf einer Dauer von 7 Tagen in unser Sonnensystem Proxima Centauri, auf den kronjuwelischen Zwergplaneten. Wenn die Seele hier eintrifft, dann verwandelt sie sich in die natürliche Ausgangsform, einer Raupe zurück und fällt dann weich auf unsere Oberfläche. Dort wird sie von unseren Leuten abgeholt, ernährt, aufgepeppt und dann nach einer Zeit von 7 Tagen in die Höhle der existentiellen Entscheidung gebracht.“

 

 

 

Ingeborg versteht es natürlich, was ihr erzählt wird, sie ist ja keine Ameise, denn einige Fragen liegen ihr noch schwer auf der Zunge.

 

„Das heißt, wenn ein Mensch stirbt, dann kommt die Seele auf diesen Planeten und dann wieder zurück auf die Erde und wird dort wieder als Mensch geboren? Das heißt, dass es ein ewiger Kreislauf bleibt. Aber wie kommt es dann, dass es immer mehr Menschen auf der Erde gibt?“

 

Schweigen auf der inneren Seite ihres Kopfes. Dann ein Schnaufen.

 

„Ich unterschätze die Ameisen immer wieder aufs Neue. Es ist so, dass sich in der Zeit der letzten 50 Tausend Jahre, der Trend auf ein abwechslungsreiches Leben verschoben hat und die freien Seelen nun bereit sich, auch andere Planeten zu bewohnen, um dort ein Leben zu leben, dass auf ihren Heimatplaneten nie Möglich gewesen wäre. Ein Leben in Hülle und Fülle. Ein Leben, wie auf einer Luxusjacht, ein Parcours oder ein Freizeitpark, aber auch in Armut, Frust und Hass. Alles scheint möglich, alles scheint besser zu sein, als das langweilige Leben als Tintenfischschnecke auf dem Uranus oder auf einem anderen, weit entfernten Planeten außerhalb unserem Sonnensystem, unserer Galaxie.“

 

 

 

9

 

 

„Was passiert mit den Raupen in der Höhle der existentiellen Entscheidungen?“, fragt Ingeborg und erhofft sich eine weitere plausible Erklärung.

 

„Wenn die Seele hier auf unseren Planeten fällt, dann weiß die Seele immer noch woher sie kam und was ihr Ursprung und sein Leben auszeichnete. Unsere Leute kümmern sich dann um die Seele und schreiben nieder, wie es war, wie die Reise und das Leben verlief und notieren sich Ungereimtheiten, die dann aufgespalten und katalogisiert werden. Dann nach 7 Tagen der Ruhe und der neuen Kraft, schicken wir die Raupen in die Höhle der existentiellen Entscheidungen. Dort kommen sie nach einem Tag an eine Stelle, die ein kleines rundes blau schimmerndes Portal aufweist. Daneben sitzt einer von uns, der dann mit der Raupe spricht und sie fragt, wohin es als nächstes gehen soll!“

 

Ingeborg reibt sich wieder heftiger den Oberschenkel und Ivonne läßt sie gewähren.

 

„Es werden mehrere Fragen gestellt:

 

Wie war dein Leben? War es gut? Darf es wieder so sein oder willst du auf eine neue Reise gehen?

 

Dann darf die Raupe Entscheidungen diesbezüglich treffen. Ob es ein anderer Planet in der Galaxie sein darf. Welche Spezies man angehören möchte, in welcher Zeit man will und so weiter.“

 

„Mmmhhhh, in welche Zeit?“, fragt Ingeborg verständnislos.

 

„Ja in welche Zeit. Wir befinden uns hier in einer Schleife. Wir leben ein Leben, welches schon gelebt wurde und wir leben dann ein Leben, in einer Epoche, die schon einmal lebte und lebt dann das gelebte Leben.“

 

Eindeutig zu viel für Ingeborg, denn Ivonne hält nun ihre Hände fest in ihren Händen und versucht sie dadurch zu beruhigen.

 

„Wenn die Epoche gewählt wurde, dann darf man sich entscheiden, ob man Arm, Reich oder ein normales Leben führen will. Ob man Krankheiten hat oder kerngesund ist, ob man. .…..“

 

Moment mal! Man kann sich aussuchen, ob man Krankheiten haben will?“

 

„Ja und mehr sogar. Man darf sich sogar aussuchen, ob man in einem Krieg an der Front stehen möchte!“

 

 

 

Solche aussagen, werfen mehr fragen auf, als dass sie beantwortet werden. Wie kann das alles sein. Was kann ich hier glauben?

 

Immer noch fliegen beide durch Raum und Zeit, immer noch wird die Außenwelt von den Flügeln ihrer Schwester ferngehalten. Beschützt.

 

„Wenn ich mir ein Leben aussuchen darf? Wie läuft das dann ab? Komme ich in der Zeit an, in der ich sein möchte, in diesem einen kurzen Moment?

 

„Nein. Es ist ein Leben. Du wirst geboren und lebst dann das eine Leben, bis zu diesem Zeitpunkt. Und wenn du wiedergeboren wirst, dann vergisst du den Wunsch, den du hier geäußert hast, damit es realistischer ist!“

 

„Aha! Und wenn man zwischenzeitlich auf dem Weg zum Ziel einen Unfall hat?“, fragt Ingeborg.

 

„Dann ist es ein Fehler im System und wir versuchen dann, diesen Fehler in Zukunft zu vermeiden!“

 

„Das heißt, ich darf alles sein? Alles was ich möchte?“

 

„Ja. Allerdings gibt es Ausnahmen. Denn die großen bedeutenden Herrscher auf dem Planeten, ob nun Politiker, Rennfahrer oder Diktatoren, sind allesamt Programme, die ausschließlich von uns gesteuert werden können!“

 

„Warum?“

 

„Wegen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft! Diese Menschen gab es in der Vergangenheit wirklich und sie haben Grausames oder als Rennfahrer Bedeutendes geleistet und somit den Lauf des Lebens, so dermaßen beeinflusst, dass man diese Menschen nicht wiederholt leben darf, weil dann durch eine neue Ausrichtung die Welt so verändert wird, dass sich alles verschiebt und so das Raum und Zeit Gefüge außer Kontrolle gerät.“

 

„Klingt Logisch! Aber wie sollen wir dann diese Welt ändern? Wie.....“

 

„Dann kommt ihr ins Spiel. Um in dieser Welt etwas in der Vergangenheit zu ändern, müsst ihr zuerst einmal.....!“

 

„......sterben!“, sagt Ivonne eisern.

 

 

 

„Mit dem Leben gebe ich mich also dem Schicksal hin? Und dann werde ich wiedergeboren, mit dem Wissen, mit der Botschaft die Welt zu retten? Nach dem Ableben komme ich dann wieder hierher, um zu sehen, ob ich, ob wir die Welt vor dem Untergang bewahrt haben? Sehe ich das so richtig?“

 

Der kleine Schmetterling in ihrem Kopf fiept.

 

„Ja. Genauso wird es ablaufen, denn mit der jetzigen Situation, wird das Leben auf diesem wunderschönen Planeten nicht mehr existent sein. Dann werden die Raupen zu Milliarden auf unseren Planeten fallen und einen Kollaps auslösen, der so schnell nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Ihr musst den Weg gehen. Ihr habt nur noch begrenzt Zeit.“

 

Ein kurzes zögern.

 

„Bekommen wir Superkräfte!“

 

Ein lachen in ihrem Kopf.

 

„Vielleicht!“

 

„Na dann!“, sagt Ivonne und schlägt mit einem heftigen Ruck mit den Flügeln und öffnet sie. Ingeborg muss die Augen zusammen kneifen, denn rot schimmerndes Licht überflutet ihre Sinne. Ivonne hält weiterhin ihre Schwester fest umklammert. Beim Blick nach unten sehen sie die Ausmaße des Untergangs.

 

„Ich liebe Dich!“, sagt Ivonne und läßt dann Ingeborg los.

 

 

 

Ende!