Alf und die Kautze


I


Ein kleiner schmutziger Feldweg mit Pfützen und viel Laub darauf zieht sich schlängelnd durch ein Tal. Links und rechts erstrecken sich mächtige Berge in die Höhe. Ein paar Bäume säumen den Weg. Eine kleine Allee. Nicht viel. Am Ende das Meer. Die Wellen brechen am Strand. Links am Horizont erhebt sich gerade die Sonne aus dem Meer. Der Himmel besteht aus unglaublichen Farben. Von gelb der glühenden Sonne, über orange, rot, lila und blau. Einzelne kleine zierliche Wolken ziehen am Himmel entlang. Ein mächtiges Bild. Ich gehe mit meinem Rucksack und einen Bollerwagen, auf dem viele Utensilien liegen, in Richtung Meer. Ich schaue mir die Farben am Himmel an und freue mich über den Anblick. Je näher ich ans Meer komme, umso lauter kann ich es wahrnehmen.

Das Wasser ist heute lebendiger als sonst. Die Wellen brechen lauter und auch das Salz schmeckt intensiver. Als ob das Meer mich heute nicht will. Mich davon abhalten möchte. Der Feldweg endet und der Bollerwagen hüpft jetzt über die Steine am Strand. Es lärmt. Ich ziehe den Wagen mit mehr Kraft noch ungefähr 10 Meter, dann lasse ich den Griff los. Meinen Rucksack lege ich auf die Steine. Die Utensilien aus dem Wagen lege ich ordentlich nebeneinander. Dann stelle ich mich hin, schaue mir alles genau an und fange dann mich auszuziehen.

Ich hole den Neoprenanzug aus dem Bollerwagen und ziehe ihn an. Dazu eine Maske, darüber einen Helm, über den Neoprenanzug einen härteren und viel schwerer Anzug. Auf den Rücken zwei Flaschen mit Sauerstoff. Ein kleines Gerät zwischen den Flaschen und auf dem Bauch ein weiteres Gerät. Dieses schalte ich an und es fängt an zu blinken. Ein lauter Summton ist zu hören. Ich richte mich gegen das Meer und schaue den Weg hinauf, von dem ich kam. Im hinteren Teil des Tals stehen viele Menschen. Meine Menschen. Darüber kreisen Hubschrauber. Es sind viele Menschen. Über 100000 Stück. Alle schauen zu mir herüber. Es sind Leinwände aufgebaut. Viele Kameras sind auf mich gerichtet. Über mir fliegt ein Hubschrauber entlang. Darin Reporter mit Kameras und Mikrofonen. Hinter dem Tal steigt Rauch empor. Ich bin die letzte Hoffnung. Ich bin der Einzige, worauf die Menschheit hofft. Den ich bin der Einzige der weiß, wo es ist. Ich habe das Vertrauen bekommen, um es zu holen, ich bin der Auserwählte. Das Meer wird lauter. Ich drehe mich um und gehe hinein. Es ist kalt.

Ich stehe im Wasser. Die Wellen werden größer. Die Wellen werden stärker. Sie brechen genau vor mir und schubsen mich zurück. Sie drücken. Ich habe Mühe. Ich gehe weiter. Schritt für Schritt. Immer tiefer hinein. Bei jeder Welle schwimme ich jetzt im Wasser. Nach jeder Welle, stehe ich wieder auf dem Boden. Ich schaue zurück. Ich bin nicht weit gekommen. Immer oben auf der Welle, werde ich zurück getrieben. Zurück getragen. Vom Wasser. Vom Meer. Ich steigere mein Tempo und springe jetzt nach vorne. Mit viel Kraft. Ich stoße mich vom Boden ab und springe. Und lande in der Welle. Ich falle nach hinten, Wasser schießt in mein Mund. Ich schlucke, ich huste, ich würge. Auf allen Vieren unter Wasser, werde ich zurück an den Strand gespült. Ich raffe mich auf. Die Menschen feuern mich an. Schreien meinen Namen. Ein Jubel. Ein Zuspruch. Ich erhebe mich. Stelle mich in eine Sprinterposition. Atme tief ein und laufe los. Ich springe über die kleinen Wellen. Springe über die größeren Wellen und tauche dann mit einem Köpfer in die größte Welle ein. Die Welle bricht über mir tosend zusammen. Viele kleine Wassertropfen und Sauerstoffperlen explodieren ins Wasser. Ich tauche, ich ziehe meine Arme ruckartig nach hinten. Ich bewege mich wellenartig im Wasser und tauche nahe am Boden immer tiefer ins Meer. Das brausen der tosenden Wellen wird leiser, ich höre wie mein Atem ins Wasser sprudelt. Druck baut sich am Ohr auf. Ich ziehe mich tiefer, immer tiefer ins Meer. Bis ich nicht mehr kann. Dann bleibe ich im Wasser stehen. Öffne am Anzug einen Reißverschluss, hole eine Taucherbrille heraus, dazu noch das Atemgerät. Mit einem gekonntem Trick, blase ich Sauerstoff in die Brille. Ich höre in die Stille. Und tauche ab.

Ich tauche noch zwei bis drei Meter nach unten. Dann komme ich an eine harte Kante, an der es nur noch steil hinab geht. Ich tippe einen Code in das Gerät auf meiner Brust. Eine kleine Maschine geht in dem zweiten schwereren Tauchanzug an. Es ist eine Wasser- Aufspaltungsmaschine. In kleiner Ausführung. Durch einsetzen der Elektrolyse im Anzug wird Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen. Der Sauerstoff wird dann in normale Luft umgewandelt und in die eine Gasflaschen geleitet. Der Anzug besteht aus 2/3tel aus Akkumulatoren. Dafür ist für genügend Strom gesorgt. Ausserdem wird durch dem Wasserdruck Strom erzeugt, ungefähr genauso wie bei Druckschaltern auf dem Boden. Auch die Bewegungen von meinen Armen und Beinen wandern hinein. Der Wasserstoff wird auch gesammelt. In der 2. Gasflasche. Mit dem Wasserstoff wird dann über eine Brennstoffzelle Strom erzeugt und die Wärme die dadurch entsteht, wandert in meinen Neoprenanzug und hält mich warm. Ein ausgeklügeltes System, das die besten noch überlebenden Wissenschaftler erfunden haben.

Ich schaue mich noch einmal um und Blicke zur Wasseroberfläche. Die Wellen sind weg. Das Meer ist ruhig. Ich sehe eine silbrig schimmernde Schicht funkeln. Ich sehe dahinter den blauen Himmel und die Sonne. Ich halte inne. Sammle mich und drehe mich nun endgültig der Meerestiefe zu und tauche ab.

Ich ziehe mich nun tiefer und tiefer ins Meer. Je tiefer ich tauche, umso dunkler wird es. Ich drücke einen Knopf an der Taucherbrille und Lichter gehen an. Starke LED – Strahler. Sie scheinen vor mir ins Wasser, aber sehen kann ich trotzdem nicht viel. Nur kleine Krebse und kleine Fische. Der Druck nimmt zu und ich muss Schlucken, damit ich den Druckausgleich wieder herstellen kann. Korallen und andere Pflanzen sind hier im Meer überhaupt keine zu sehen. Auch die anderen Meeresbewohner sind fort. Oder verstecken sich. Zu viel ist passiert. Damals als es angefangen hat. Damals, als wir noch dachten es wäre ein Spaß. Jemand würde uns verarschen wollen. Niemand kam tatsächlich auf die Idee, dass es real sein würde. Aber wir haben uns getäuscht.

II

Vor 3 Jahren begann der Krieg der Krane. Alles fing mit dem Kran an, der einen herben Verlust hinnehmen musste. Denn er war bei seinem ersten Hausbau dabei. Von ersten bis zum letzten Stein. Es war seine große Liebe. Eines Nachts als der Kran schlief, da wurde er weggebracht. An eine andere Baustelle. Und als der Kran morgens erwachte, war sein Lieblingshaus weg. Er war sehr traurig. Wusste nicht mehr wohin mit seinen Gefühlen und war jetzt leicht zu erobern. Da kam es der alten Seele des Drachen recht, dass der Kran auf einem alten, sehr alten Friedhof stand. Ein uralter Friedhof. Nicht von Menschen, sondern von Drachen. Und da kam es zu der „Hochzeit“. Zur Vereinigung der Seele des Drachen und der Stärke des Krans.

Der Drache, der früher durch die Menschen den Tod fand, schwor Rache. Rache dafür, dass auch die Menschen vorher schon seine komplette Familie ausgelöscht hatten. Er war der letzte seiner Art. Der einzige. Nur noch ein Drache. Dem wahrhaftigen Tod vor Augen. Er wurde überrascht. Die Menschen kamen bei Nacht. Er hatte keine Chance.

Dann kroch er langsam und geduldig in das kalte Gehäuse des Krans. Durch kaltem Stahl, über Streben, nach ganz oben in das Cockpit. Seine Schnauze ganz nach vorne in den Arm. Der Kran, seine Seele und die Seele des Drachen, vereinten sich und zusammen merkten sie, die Kraft. Sie erhoben sich ein Stück weit vom Boden und der gelbe Kran veränderte seine Farbe. Ein dunkles leuchten pulsierte, in dem jetzt warmen Stahl. Das dunkle leuchten wurde heller, ein gelbes, warmes gelbes und rotes, glühendes rotes Licht kam heraus und durchzog den Kran. Mit einem lauten Knall zurück auf den harten Boden. Dann war es vollbracht. Sie waren eins.

Dann ging es los. Ohne Pause, ohne Rat. Ohne Plausch, denn sie waren eins. Sie zermalmten das neue Haus. Sie schlugen mit dem Arm und Feuer flog aus dem Cockpit. In Sekunden alles zerstört. Dann erhoben sie sich und gingen. Auf die Suche, nach den anderen Kranen.

Am Rande von Frankfurt am Main einen Kran zu finden war nicht schwer. Schnell wurden viele Krane gefunden. Schnell wurden die Krane mit der Magie des Drachen umgewandelt. In genauso bösen und Feuer spuckenden Ungeheuer. Das alles geschah in der ersten Nacht. Da wurden circa 10 Krane umgewandelt. Morgens als die Menschen auf die Baustellen kamen, fanden sie eine totale Verwüstung vor. Alles zerstört. Kein Stein auf dem anderen.

Der Polier, mit dem Helm in der Hand und sich fragend umschauend, war das erste Opfer. Aus dem nichts, wie von Geisterhand wurde ihm der Kopf abgerissen. Der Anführer war es. Der Drachenkran. Er versteckte sich zusammengefahren hinter den Trümmern und ließ die Kette am vorderen Armende, mit einer kreisenden Bewegung, über den Bauplatz schleudern. Alle anderen Bauarbeiter verfielen in Panik und versuchten zu fliehen. Doch der Drachenkran erhob sich aus seinem Versteck, baut sich vor den Arbeitern auf und sprach seine ersten Worte.

< Haaaalt, wooooo woooollt iiiiiihr hiiiiin? > spricht er mit einer sehr tiefen und zugleich beruhigender Stimme. Er spricht sehr langsam und zieht dabei die Umlaute extrem in die Länge. <Iiiiiich biiiiiin Hoooooooorst. Iiiiiiiich weeeeeeeerdeeeeee eeeeeuuuuuuuuch aaaaaalleeeeee töööööteeeeen! >

Die Arbeiter versuchten bei der langen Ansprache, die tatsächlich 2 Minuten dauerte zu flüchten, aber aus dem nahegelegenen Wald kamen die anderen Krane hervor und hinderten sie daran.

Und so begann der Krieg zwischen den Kranen und der Menschheit. Viele Menschen haben den Kampf verloren. Straßenschlachten dominieren die Stadt. Hochhäuser sind zerstört und Brücken vernichtet. Wichtige Zugangsstraßen gesperrt. Die Armee versucht mit schweren Geschütz die Krane zu beseitigen. Daran zu hindern, dass es so weiter geht. Kampfjets ließen Bomben fallen. Salven von schweren Munition eingesetzt. Doch es half nicht viel. Denn aus irgendeinem Grund, konnten die Waffen nichts ausrichten. Kaum Siege waren zu verzeichnen. Selbst der Versuch tiefe Graben zu bauen, damit die Krane reinfielen, ging schief. Sie flogen einfach drüber. So gab es nur eine Route. Weg. Weg von den Kranen, weg von den Metropolen.

III

Ich ziehe mich tiefer und tiefer ins Meer und suche nach der Höhle. Vor meinen Augen dominiert immer noch die Dunkelheit. Ein paar größere Fische kommen mir zwar ab und an entgegen, aber auch nicht mehr. Tiefer und dunkler. Immer weiter. Dann sehe ich im Augenwinkel eine Bewegung. Ich schaue nach links und schaue ehrfürchtig in das große geöffnete Maul einen Haifischs. Aber er hat er nicht auf mich abgesehen, sondern zieht schnell an mir vorbei und beißt dann in das knorpelige Fleisch der Riesenkrake, die sich rechts von mir befindet. Eine heftiger Kampf. Und ich mittendrin. Ich mach, dass ich Land Gewinne und ziehe mich weiter tiefer ins Meer.

Da es in der Tiefe des Meeres so still und einsam ist, mache ich mir etwas Musik an. Es läuft Abba. Im Rhythmus der Musik, im Feeling der Glückseligkeit schwimme und tauche ich angenehm hinab. Dann ist sie da. Der Eingang zur Höhle. Nicht groß, fast unscheinbar, aber trotzdem gut zu erkennen. Ich steuere direkt darauf zu und schalte die Musik wieder aus. Der Eingang kommt näher. Ich schaue hinein. Ein kleiner runder Tunnel ist schemenhaft zu erkennen. Von Menschenhand gebaut. Oder von einer anderen früheren Wesen. Ich bleibe stehen. Schaue mich vorher noch einmal um und vergewissere mich, dass ich alleine bin und tauche dann hinein. Ein langer Tunnel aus vielen rechteckigen Steinen gebaut. Das Wasser darin erscheint leicht milchig. Angestrahlt von meiner Lampe. Der Sauerstoff sammelt sich oben im Schacht. Keine Spur von Leben. Keine Fische. Kein Geräusch. Kein Echo. Nichts. Ich ziehe mich weiter durch den Tunnel. Immer und immer weiter. Dann da! Ein kleines Licht. Ein Ziel? Ist es gleich geschafft? Ich ziehe meine Arme nach hinten, und lasse sie nach vorne gleiten. Mein Beinschlag schiebt mich nach vorne. Aufs Licht zu. Es nimmt Formen an. Es sind mehrere Lichter. Rote, grüne, gelbe. Eine Kuppel. Eine Oase. Eine Grotte. Ich ziehe. Noch dreimal, zweimal, einmal. Ich tauche leicht nach oben und durchbreche mit meinen Kopf die Schwelle zwischen Wasser und Luft. Vor mir eine riesiger Raum. Gold an der Decke. Rubine und Diamanten darin verbaut. Alles funkelt mich an.

Es funkelt. Es glitzert überall. Taler, Groschen, Silber und Gold. Barren, Tafeln, Schüsseln, Schalen, Münzen, Besteck. Alles da was das Herz begehrt. Alles zum greifen nahe. Ein richtig großer Schatz. Die Hälfte des Schatzes liegt im Wasser. Die andere Hälfte verteilt im Raum. An den Wänden und der Decke. Und in der Mitte ein großer Spiegel. Dazu ein Prisma. Aus einem Loch in der Decke, ein Lichtstrahl. Der fällt auf dem Spiegel und der Spiegel ist zum Prisma ausgerichtet. Der verteilt das Licht in alle Richtungen. In der Halle in der Grotte mit dem großen, mit dem riesigen Schatz. Ich bin geblendet. Ich kann meine Gefühle kaum unterdrücken. Unbändige Glücksgefühle steigen in mir empor. Eine Welle nach der anderen. Ich schaue alles an. Ich berühre das Gold. Bin glücklich. Unfassbar glücklich. Möchte alles mitnehmen. Einpacken und mit nach Hause nehmen. Doch ich muss mich zügeln. Denn ich bin nicht wegen dem Schatz hier. Ich muss in den nächsten Raum. Ich muss eine Truhe suchen. Darin ist der wahre Schatz verborgen. Der Schatz des Lebens. Der Schatz für den Fortbestand der Menschheit. Ich durchquere vorsichtig den Raum und achte darauf, dass ich nichts zerstöre. Ich gehe durch eine Tür. Vor mir der nächste Raum. Genauso wie vorher. Alles voller Gold. Ein unzähliger Reichtum. Ich gehe hinein. Vor mir kein freier Weg mehr. Ich laufe über Goldmünzen. Es tut weh. Es klimpert. Vor mir eine kleine Truhe. Ich gehe hin. Mache sie auf. Perlen. Ketten. Nicht das was ich suche. Noch eine Truhe. Ich gehe hin. Über Gold und Schmuck zu laufen tut echt weh. Ich verziehe schmerzerfüllt mein Gesicht. Die Truhe ist größer. Ich will sie öffnen. Zu. Finde ein Schlüssel. Passt nicht. Unter der Truhe, noch ein Schlüssel. Ich schiebe rein. Drehe um. Ein knacken. Der Deckel springt auf. Ich schau hinein.

Und sehe einen weiteren Schatz. Aber irgendwas ist anders. Etwas in meinem Kopf sagt halt. Ich rieche auch etwas. Einen Duft, so süß und fein. Verlockend. Ich untersuche den Schatz und sehe einen Schlitz an der Seite. Ein doppelter Boden. Ich hole eine Gabel und ein Messer und stochere an der Seite herum. Dann habe ich irgendwas gelöst und ich hebel den Schatz aus der Truhe. Ich bin verblüfft, als ich auf die zwei Dinge schaue, die sich jetzt mir offenbaren. Mein Magen freut sich. Ich hole die zwei Dinge heraus und stelle sie auf einen Goldenen Teller. Das Besteck behalte ich direkt in der Hand. Obwohl… Ich schaue mich um und suche… ahh da! Ich strecke mich zur Seite und Fische einen Silberlöffel aus dem Schatz. Dann tauche ich ihn, in das Gulasch und schiebe es mir dann in den Mund. Herrlich dieser Geschmack. Ein süßer und zugleich deftig herber Geschmack verteilt sich in meinem Mundraum und ich lehne mich genüsslich an eine Statur von Alexander dem Großen. Ich kaue. Ich schmecke. Das Mundgefühl ist erhebend. Wow, was ein toller Geschmack. Das Fleisch nicht zuzuordnen. Deshalb schaue ich nochmal in die Truhe und finde tatsächlich eine Zeichnung, die sich unterhalb des Gulasch-Tellers befindet. Darauf abgebildet ein Tier. Welches ich noch nie gesehen habe. Es sieht aber so ähnlich aus, wie eine Giraffe und ein Tiger. Auch das Fell ist abgebildet. Ein Gold-gelb schimmerndes Fell mit schwarzen Punkten und Strichen darauf. Auch ein Name steht oben drüber. Kautze. Ich nehme noch einen Löffel und freue mich. Warm ist es sogar auch noch. Wie das alles sein kann, ist mir zu diesem Zeitpunkt egal. Ich widme mich dem zweiten Gefäß zu. Ein goldener Kelch. Darin eine gelbe Flüssigkeit. Ich rieche daran, stecke einen Finger rein und koste davon. Riechen tut es nach Eierpunsch. Schmecken tut es nach Marzipan und Holunder. Auch hier ein Zeichnung vorhanden. Ein Möckel. Eine Mischung aus Huhn und Krokodil. Ich trinke den Kelch aus und schlafe ein.

Danke für die Antwort : Schatz, Eierpunsch und Gulasch. Abba, Schweine im Weltall, Weihnachtsbaum.


IV

 

Ich falle in einen tiefen Schlaf. Ausgelöst durch ein Mittel im Essen. Ich schlafe. Alles schwarz. Dann ein Blitzen. Ein Geräusch. In mir drinnen. Nicht im Raum der Schätze. Ein Fauchen. Er wird heller. Ich schwebe. Im leeren Raum. Dann ein Himmel. Bäume. Palmen. Ein braunes Tier huscht am Horizont vorbei. Boden wird sichtbar. Ich sitze auf einem Baumstumpf. Katzen umwandern meine Beine. Schmiegen sich an mich. Schnurren und schauen mich lieb an. Ich schaue auf. Ein kleiner Weg vor mir. Er schlängelt sich durch den Wald. Der Himmel ist blau. Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Ich schwitze. Schau an mir runter. Ziehe genervt meine Schneestiefel und meinen Schneeanzug aus. Bis zur Unterwä….habe eine Badehose an. Stehe auf dem Weg. Laufe. Will mich orientieren. Ein tiefes Brummen und Heulen ertönt. Ich drehe mich um. Bäume knicken um. Etwas sehr großes kommt auf mich zu. Ich renne. Renne um mein Leben. Dann ist der Wald zu Ende. Vor mir eine Klippe. Ich bremse. Ich komme ins schleudern. Lass mich auf den Boden fallen. Ich rutsche. Rutsche über die Klippe. Rutsche einen schlammigen Pfad herunter. Schnell. Dicke Blätter der Bäume schlagen mir ins Gesicht. Ich schreie. Ich lache. Es erinnert an eine Sommerrodelbahn. Über mir fliegt ein Vogel vorbei. Taucht hinab und schnappt nach mir. Ich zucke zurück. Lege mich in die schlammige Bahn. Mache meine Augen zu. Stille. Ich mache sie wieder auf. Ich sitze auf einem Stuhl. Gefesselt. Meine Beine und Hände. In einer Holzhütte. Eine Schwingtür geht auf. Ein kleiner brauner zotteliger Zwerg kommt heraus. Ich erkenne ihn sofort. Es ist Alf.

<Was zum Teufel? >, sage ich. Ich lache. Ich bin verwirrt.

<Hallo. Du hast das Portal gefunden. Du bist jetzt hier zum lernen. Und wirst ein Master der Ruhe und der Kraft. Du lernst die Schnelligkeit des Tigers und die Größe der Giraffe. Das kontrollieren des Ei’s und die Stärke des Krokodils. >

Ich schaue in an. Er lacht und sagt <No problemo!>

Nachdem Alf mir erklärte, dass ich mich nicht mehr in der Grotte befinden würde, weil die Nahrung mich in ein Portal gezogen hatte, die sich im Inneren meines Magens befindet und ich mich quasi in einer umgekehrten Form befinde, entfesselte Alf mich vom Stuhl. Zwischenzeitlich bot er mir 4 mal Katze an. Ich verneinte, weil wir auf der Erde, in meinem Fall in Deutschland, keine Katzen essen dürfen, weil man Haustiere nicht essen darf. Nutztiere schon eher. Ich wollte gerade erklären, wie das mit der Agrarpolitik aussieht, als er mich unterbricht.

< Die Schweine im Weltraum beobachten uns. Schnell geh rein und setzte dich schnell unter den Weihnachtsbaum.! >

Ich gehorche. Geh rein und setzte mich unter einen Nadelbaum ohne Nadeln. Unter dem Baum liegen auch viele ungeöffnete Geschenke. Kleine Aufkleber mit Namen sind drauf. Bryan, Lynn und so….! Ich nehme eins zur Hand, als Alf von draußen ruft. Ich steh auf, lege das Geschenk zurück, gehe raus. Die Terrasse ist weg.

<Wie kann das sein? >, frage ich. Mit tiefer rauchiger Stimme.

< Wir sind hier auf Melmak. Da gibt es andere Gesetze. Wir haben hier noch eine zusätzliche Dimension. 4D. >

Ich zucke zusammen. < Zeit und Ort. Das würde ja bedeuten, dass… >.

Alf unterbricht. < Papperlapapp. Wir müssen trainieren. Mach die Augen zu. >

Ich schließe meine Augen und höre nichts . Ich merke auch nichts. Alf flüstert mir ins Ohr. Ich mache die Augen auf. Alf steht auf der anderen Seite einer Arena. Er winkt mir zu. Seine Stimme höre ich direkt am Ohr.

< Nun Kämpfe! >, sagt er nur. Dann erscheint urplötzlich aus dem Nichts ein gewaltig großes Tier in der Mitte. Es hat einen langen Hals und einen muskulösen Körper. Ich weiß sofort was es ist. Eine Kautze!

Mutig und intelligent und weil ich durch viele Filme aus meiner Jugend, wie Rocky und Rambo theoretische Erfahrungen im Nahkampf gemacht habe, laufe ich schnell, wie bei Braveheart, auf den Gegner zu und setze den ersten Schlag. Aber die Kautze kontert geschickt und verweist mich auf den Boden. Ich raffe mich sofort wieder auf und versuche hinter dieses Tier zu kommen, aber es dreht sich mit mir im Kreis. Ich ändere schnell die Richtung, aber auch das bemerkt das Biest schnell und rammt mir seinen Kopf, am langen Hals in die Magengrube. Ich taumel rückwärts und lande schließlich wieder auf dem Boden. Ich bleibe sitzen. Versuche in 4D zu denken, schließe meine Augen und stelle mir vor, wie ich unter dem Vieh liege und dann attackiere. Ich mache die Augen auf, öffne gleichzeitig meinen Mund zum schreien, um die Kautze zu erschrecken. Doch auch diesmal war es schneller, wusste sofort was ich vor hatte und pinkelt mir in den Mund.

< Ich gebe auf! >, rufe ich gurgelnd und spucke den komischerweise gut schmeckenden Urin wieder aus.

Alf kommt auf mich zu. Hilft mir hoch und klopft mir auf den Bauch.

< Gut gemacht, kleiner. Was hast du gelernt? >

Ich zucke die Schultern.

Alf lacht. < Ok 2. Kampf! >

In der Mitte der Arena taucht das Möckel auf. Ich renne wieder zielstrebig darauf zu, nur diesmal springe ich kurz vorher in die Luft, um den Angriff von oben zu starten. Der federnde Schwanz wirft mich einmal quer durch die Arena. Ich mache, wie ein Fußballspieler mehrere Rollen und bleibe dann einfach liegen.

Der kann mich mal“, denke ich mir und versuche wieder aufzustehen. Aber auf halber Strecke nach oben, fliegen mir leuchtende Eier entgegen und ein extrem hoher Ton, zwingt mich in die Knie.

Es ist sehr seltsam. Ich liege auf dem Boden und halte mir die Ohren zu. Der extrem hohe Ton ist eine Mischung aus Kinderlied und Hunde jaulen. Auch die leuchtenden Eier summen einen Ton. Allerdings leise, viel leiser. Ich mache die Augen zu, denke 4D und hoffe dem Ganzen zu entfliehen. Augen auf. Stille. Alf steht vor mir. Ich schaue runter.

< Na? Was gelernt? > Ich zucke mit den Schultern.

< Gut! Also es gibt 2 Lösungen. Die eine ist die sehr harte und körperlich sehr anstrengende Ausbildung zum Master aller Arten,… >, Alf zieht mich zu sich runter und flüstert mir ins Ohr,

.. <was mehrere Jahre dauern wird!... >, er macht eine lange………… Pause………….,

< oder du lässt dich von den zwei Tieren beißen >, brüllt er mich an und schubst mich dabei weg. Und lacht dabei. Laut, unheimlich und lange.

< Bitte?... Ich soll was?... Du hast doch nen Knall!!.. Ich lass mich doch nicht… hast du von dem Möckel das Maul gesehen?.... Das ist doch ein Witz!... Haha… Ich werde dabei…. >.

< Jetzt mach mal halblang! >, überlegt! Grübelt. Und fängt an zu lachen. < Haha… halblang…. Hihi… Du… Wie ich… halblang… Verstehst du…. Hahaha…! > schüttelt er sich und fällt auf den Boden und lacht. Ich lache auch ein bisschen mit. Schlagartig hört er auf. Steht auf. Klopft sich den Dreck vom Fell. Schaut auf und sagt.

< Keine Angst. Wir nehmen nicht die großen. Wir nehmen die jungen. Die Kids. Die werden dich beißen. Denn es dauert seine Zeit, bis du der Master wirst. Es muss wachsen und gedeihen. Kaspische? >

Ich zucke mit den Schultern.


V


Wir verlassen die Arena, indem wir uns an den Händen halten und zusammen 4D denken. Wir machen die Augen zu, dann wieder auf und befinden uns wohl am Rande eines kleinen Dorfes . Fast wie im wilden Westen. Eine staubige Hauptstraße in der Mitte und rechts und links davon Holzhäuser und Bretterbuden. Es ist richtig was los. Überall wuseln kleine zottelige Zwerge herum. Es gibt Männer und Frauen. Die Weiblichen erkennt man an einen der vielen bunten Kopftücher und der, in der gleichen Farbe passenden Handtasche.

Tiere sind auch zu sehen. Große und kleine. Die Pferde sind eine Art aus Pferd und Fuchs.

Vor uns auf der Straße kommt ein zotteliger Zwerg auf und zu. In der Hand eine große Schachtel.

< Hallo Alf! >, sagt er fröhlich. Er bleibt vor uns stehen und öffnet die Schachtel. Darin sitzen nebeneinander viele kleine und sehr süße Kätzchen. Alle schauen mit ihren neugierigen Augen in die Welt.

< Und? Lust? Ich gebe einen aus! >, fragt Olf. Alf nickt, greift blitzschnell in die Schachtel und…! ZENSUR!.... ZENSUR….. ZENSUR…… ZENSUR…!

Ich drehe mich angewidert weg und gehe ein Stück alleine durchs Dorf. Es gibt alles, was es bei uns auch gibt, also in der Zeit vom wilden Westen. Ein Schmied, ein Händler, Bars, Restaurants und einen Sheriff. Ein Freudenhaus. „Zum buschigen Bock“ steht auf dem Schild. Ich höre das Schmatzen hinter mir und höre, wie Alf zu mir kommt.

< Welches Jahr schreibt man hier auf dem Planeten? >

Alf tief. < 1750. Wir sind ein paar Jahre vor eure Zeit, aber in der Technik weiter. Wir haben auch Atomkraftwerke und Raketen. Und zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Atomkraftwerk. Es soll mehr Energie produzieren, wie alle anderen zusammen.

Alf fasst mich von hinten an. Ich bin diesmal nicht vorbereitet und erlebe den 4D Sprung mit offenen Augen.

Ich sehe die Welt vor mir verschwommen. Die Bretterbuden, die Straße und die Zwerge vereinen sich in einer rotierenden Kugel, dabei pulsiert die Zeit hinein und ich sehe gleichzeitig die Moderne und die Vergangenheit. Das junge Leben und der Verfall, bis hin zum Tod. Ich spüre eine Leichtigkeit in mir und schwebe nach oben. Über den rotierenden Ball. Dahinter eine weiße Wand. Darin ein neuer Ort zu sehen. Ein Platz mit vielen Tieren. Die rotierende alte Kugel huscht unter mir hinweg. Der neue Platz der Behausung der Tiere, fängt an sich zu drehen. Ich fliege darauf zu. Dann hinein. Kurz bevor ich den Boden berühre, sehe ich am Himmel eine riesige Explosion. Ein Pilz. Ein Megapilz. Ein riesigen Atompilz. Dann kehrt Ruhe in meinem Sichtfeld ein und ich bin da. Ein Gehege mit über 10000 Tieren. Vorne ein kleiner Zaun. Dahinter erstrecken sich die Tiere bis zum Horizont. Das durchfliegen des Raums in 4D verlief in Stille. Hier platzt mir eine wahrhaftig laute Kulisse entgegen.

Alf schiebt mich nach rechts. Dort steht eine kleine Hütte. Wir gehen hinein. Darin ein Stuhl. Ich setzte mich. Werde fixiert. Meine Arme liegen links und rechts auf breiten Ablagen. Auch hier werde ich fixiert. Dann kommt ein anderer Zwerg hinein. Er heißt Ulf. In seinen Händen jeweils ein kleiner Ableger von der Kautze und dem Möckel. Sie werden an meine Arme gelassen und beißen rein.

Alf hatte recht, der Schmerz ist ganz gut zu ertragen. Zwei kleine Bisswunden. Mehr nicht. Eine Veränderung spüre ich auch noch nicht. Ich werde wieder entfesselt. <Bleib erst einmal sitzen. >, sagt Ulf. Ich befolge die Anweisungen. Dann fällt mir der 4D Sprung wieder ein.

< Ich habe eine riesige Atombomben – Explosion gesehen. Ich glaube euer Planet ist dem Untergang geweiht. >

Alf und Ulf schauen sich an und nicken.

<Ja wissen wir. Können wir nicht viel machen. Das ist der Lauf der Dinge. Selbst wenn wir das neue Atomkraftwerk nicht bauen, werden wir durch eine Atom- Explosion sterben. >

Ich bin baff.

< Wenn ihr es wisst, warum seit ihr dann so ruhig und gelassen? >, frage ich.

Ulf fängt an laut zu lachen und klopft mir dabei fest auf die Schulter.

< 4D und Zeitreise. Du hast sicherlich die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum von Bryan und Lynn liegen sehen. Das sind Geschenke aus der Zukunft. Alf war nach der Zerstörung unseres Planeten auf der Erde gewesen. Aber dadurch, dass wir uns mit der 4D Technik vertraut gemacht haben, springen wir immer wieder durch die ZEIT. Immer in einem Abschnitt von 50 Jahren. So kann sich unsere Spezies weiterentwickeln und wir brauchen keine Angst um die Zukunft zu haben.>

Klingt plausibel“, denke ich mir und fange laut an zu lachen. Alf und Ulf schauen mich an. Nicken.

< Fängt an zu wirken! >, sagt Ulf und geht weg. Auch Alf, dessen Gedanken ich eben lesen durfte, verlässt mich. Ich fühle mich stark. Ich fühle mich fabelhaft. Ich stehe auf, alles fängt sich an zu drehen, mir wird schwindlig und ich setze mich sofort wieder. Dann schlafe ich ein.


VI


Wieder träume ich. Träume wirr. Von Leben und Tod. Höre stimmen. Weh laute. Spüre auch den Traum. Merke das meine Adern mit Blut schmerzen. Sehe vor mir einen Baum stehen. Eine mächtige Eiche. Aufrecht, stramm und stark. Hinauf zu den Ästen, von da in die Zweige, dann bis hin in die Spitzen. Der Baum bin ich. Ich bin sehr groß. Ich schaue über das Land. Sehe das kleine Dorf. Sehe die Alfs, die Olfs, Ulfs und die weiblichen Alfis, Olfis und Ulfis. Sehe eine Katzen- Plantagen. Schaue hinab. Unter mir eine Herde von Tieren. Kautzen und Möckel. Habe Durst. Bin am sterben. Lasse meine Zweige hängen. Keine Kraft in mir. Brauche Flüssigkeit. Viel Flüssigkeit. Dann spüre ich etwas. Werde nass. Jemand…., schaue nach unten. Ein Möckel pinkelt gegen den Baum. Eine Kautze macht es ihm gleich. Ich sauge. Sauge die Pisse in mir auf. Es fühlt sich gut an. Sehr gut. Ich ziehe die Flüssigkeit hoch, doch es ist zu wenig. Ich raschel mit den Zweigen. Versuche so den Tieren mitzuteilen, dass ich mehr Pisse möchte. Und tatsächlich. Alle kommen. Alle pissen gegen meinen Stamm. Wie bei der Beerdigung von Lenin, bildet sich eine Kilometer lange Schlange. Alle wollen zu dem Baum. Jeder will mich anpissen. Ich ziehe den Saft in mir hoch. Mehr Saft, immer höher. In die Äste, in die Zweige, in die Spitzen. Es fühlt sich gut an. Immer mehr ziehe ich hoch. Ich fange an zu blühen. Kleine weiße Blüten sprießen aus den Knospen. Ich blühe. Ich ziehe. Ziehe den Saft in die Blüten. Eine Frucht entsteht. Kleine Eier entstehen. Bunte Eier. Leuchtende Eier. Ich bin ein Baum voller leuchtenden Eiern. Die Pisse, sie zieht in die Rinde. Sie wird dicker, wird stärker. Der Saft lässt mich wachsen, ich werde höher und höher. Bis zum Himmel, durch die Wolken. Ich sehe die Sonne.. Sehe das Ende….. Sehe….! Ich wache auf!

Ich erwache in der Bretterbude. Die Tiere höre ich sehr laut. Auch sonst höre ich viel. Der Wind, das Gras, welches sich im Wind neigt. Die Holzwürmer im Holz, unter dem Stuhl. Ich stehe auf. Halte mich stark auf den Beinen. Merke eine Veränderung in mir. Mache die Augen zu. Will 4D denken. Sehe auf einer weißen Wand, alle Ziele gleichzeitig. Schaue eins genauer an und sehe Alf, wie er gerade wieder eine Katze….! Sehe mir die anderen an. Ich kann ins Bordell schauen. Ich sehe 2 behaarte Zwerge miteinander..! Ich muss lachen. Wie ein Wollkneul liegen sie zusammen. Fast nicht auseinander zu halten, wer wer ist. Ich sehe den Saloon. Sehe den Sheriff. Aber auch das Atomkraftwerk. Und auf einem Hügel eine Höhle.

Wahrscheinlich die, aus der ich gekommen bin“.,denke ich mir. Ich denke und wusch, bin ich da. Alf schaut mich fragend an, aus seinem Mund hängt noch ein weißer flauschige Schwanz.

< Was machst du noch hier? >, fragt er mich.

Ich bin verwirrt. < Dachte wir gehen noch einmal trainieren? >.

< Nee, mein Freund. Das brauchst du nicht mehr. Du kannst jetzt alles. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben! >, sagt er. Dann dreht er sich um und geht. Einfach so. Er lässt mich einfach so auf der staubigen Straße stehen.

OK! Dann mal los“. 4D, Weiße Wand, Höhle. Wusch auf den Berg, in die Höhle. Ich gehe rein. Es wird dunkler. Dann setzte ich mich hin. Auf dem Boden steht eine kleine Schüssel. Darin Gulasch. Daneben Eierpunsch. Ich esse, ich trinke. Und schlafe ein!

Anders wie die vielen Male zuvor träume ich einen traumlosen Traum. Allein ein heftiges krampfartiges Ziehen im Magen spüre ich im Schlaf. Wie es sich langsam ausbreitet und ich in eine Art Delirium falle. Ein Delirium im Traum, ist eine andere Form des Traums, denn man träumt den Schmerz. Bei allen anderen Träumen wacht man vorher auf. Hier verbindet sich der reale Schmerz mit dem Traum. Und ich fühle, wie mein Inneres wieder zum Äußeren wird.

Ich wache auf. Sehe mich neben der Schatzkiste liegen. In der Halle in der Grotte. Ich schaue mich noch leicht vernebelt um und erblicke den Schatz. Dann stehe ich auf. Laufe wieder über den Schatz. Habe diesmal keine Schmerzen. Es ist anders. Alles ist anders. Es ist auch nicht mehr so hell in der Grotte. Wer weiß wie lange ich in auf Melmak war! Ich gehe in die Grotte. Gehe ins Wasser und schwimme wieder raus. Auf halben Weg im Tunnel, denke ich an die frische Luft. An den süßen Duft der Wiesen, der Blumen darauf. Wie sich Bienen und Hummeln den süßen köstlichen Nektar holen, im Hintergrund ein perfekter Sonnenuntergang. Ich stelle es mir alles genau vor und bin auch nicht überrascht, urplötzlich auf einer Wiese zu liegen.

<Es klappt also auch hier! >, stelle ich laut fest und fange an zu lachen. Ich denke. Ich springe. In 4D. Ich springe von Wiese zu Wiese. Ich springe in bunte Blumen. Ich rieche daran. Ich bleibe im Gras liegen. Dann wird mir der Ernst wieder klar. Ich springe zu einem Berg. Unter mir die 100000 Menschen. Ich schreie einen sehr lauten und schrillen Schrei. Die Kameras der Helikopter, schwenken zu mir herüber. Sie erblicken mich. Ich sehe mein Körper auf der Leinwand. Die Menge jubelt. Ich strecke die Arme in die Höhe. Die Menschen jubeln lauter.

Ich bin bereit. Wir sind bereit. –


VII


So begebe ich mich mit ein paar freiwilligen in die Town, um dem Schrecken ein Ende zu bereiten. Die Armee hat während ich in der Höhle war, weiterhin die Stellung gehalten.

Wir kommen in die Stadt. Eine riesige Verwüstung. Autos liegen auf dem Kopf oder auf der Seite. Manche brennen. Häuser auch. Manchmal bis zur Grundmauer niedergewalzt. Straßen sind aufgerissen. Brücken sind zerstört. Auf einem Spielplatz schaukelt eine Schaukel alleine im Wind. Wir kommen an einen Trupp Soldaten vorbei.

<Wo ist Horst? >, frage ich. Ein Soldat zuckt mit den Achseln. Der andere gibt mir ein Handy. Ich halte es ans Ohr.

< Horst befindet sich im Stadtpark. Er zerstört hier gerade alles. Bäume reißt er aus dem Boden. Das ganze Gras, ganze Wiesen wie ein Acker. >

Ich gebe das Handy wieder zurück. Ich winke den anderen zu und wir gehen tiefer in die Stadt. Wahrzeichen der Menschen, verloren. Hoffnung vergeben. Ich sehe an allen Ecken Krane. Alle schlagen zu. Alle zerstören die Stadt. Hochhäuser sind futsch. Alle Fenster zersplittert. Auf dem Boden, überall Glas. Die Sonne scheint hinein und blendet mich. Blendet uns. Wir sind zu 10nt. Wir laufen durch die Straßen, überqueren Hindernisse und kommen dem Stadtpark immer näher. Und dann steht er da. Horst. Groß und mächtig.

< Ich werde mir einen besseren Überblick verschaffen. Bleibt hier.>, sage ich.

Wusch und ich bin weg! Die Menschen, meine Freunde bleiben zurück. Sie schauten mich direkt an, als ich mich in Luft aufgelöste. Ich fliege durch den weißen Raum, auf einen rotierenden Ball zu. Hinein und Boden und dann steht er vor mir. Ein Koloss von einem Kran. Groß, Edel und mächtig. Er ist gerade dabei mit einem Baum auf die Soldaten und Reporter du schlagen, als er mich erblickt.

Keine Ahnung wer ich bin, wirft er den Baum in meine Richtung. Ich weiche gekonnt aus. Natürlich in 4D und stehe plötzlich hinter ihm. Er schaut sich um und fängt an blechern zu lachen.

< Meeeeeeeeiiiiiiiiiin Freeeeeeeeeuuuuuuuuund! Duuuuuuu biiiiiiiiiiiiiist luuuuuuuuuuuuustiiiiiiiiiiiig. >.

Dann wird der Kran durchsichtig und verschwindet vor meinen Augen.

Ach du Schreck“, denke ich mir und bemerke, wie er plötzlich über mir ist und verschwinde in den 4D Raum.

Er kann das auch!“ Völlig fassungslos suche ich eine weit entfernte Kugel aus und fliege dort hin.

Warum es gerade Buxtehude ist, kann ich nicht sagen, aber vor mir steht ein kleiner Baukran. Er bemerkt mich und ich nutze die kurze Zeit, um zu üben. Zu üben meine neuen Fähigkeiten zu verinnerlichen.

Ich stelle mich der Herausforderung. Ich gehe in mich hinein und suche nach der Kraft. Suche einen Weg. Und finde etwas. Berühre es mit dem Geist. Ich mache die Augen auf und sehe unter mir einen kleinen Kran stehen. Mein Hals ist 100 Meter lang. Mein Körper winzig.

Keine Ahnung was mir das bringen soll!“, denke ich mir und schließe wieder die Augen. Dort. Ein kleines Licht. Ich drücke. Augen auf. An meinem Hintern hängt ein Krokodilschwanz.

OK“, schwinge mich im Kreis und schlage den Baukran.

Währenddessen landet Horst auf den Boden und ist böse. Böse auf sich. Und böse auf die Welt. Auch böse auf Melmak und seine Bewohner. Alf, Olf und Ilf. Es gab einen Pakt. Einen Pakt der Ehre. Einen Katzen – Menschen- Deal. Sollte es einmal dazu kommen, dass auf der Erde keine Drachen mehr existieren, dann würde der Pakt umgesetzt werden. Einen Handel. Ein Austausch der verlorenen Seelen. Menschen gegen Katzenseelen. So war der Pakt, so sollte es sein. Doch der Tausch funktionierte nur spärlich. Der alte Drache kam ab und zu alle hundert Jahre auf die Erde und tötete. Einen oder zwei Menschen. Er entseelte Schiffe und kleine Orte. Im Tausch flogen die Seelen der Menschen zu Melmak und wurden dort in Katzenseelen umgewandelt. Dort auf Plantagen gezüchtet und dann von den Bewohnern verzehrt. Beim Verzehr der Katzen flogen die Seelen dann zurück zur Erde. Dort aß der Drache sie und beim Verzehr, verwandelten sie sich zurück in Menschenseelen, die sich dann in den Adern des Drachen befand und als Blut der Drachenseele diente. Je mehr Seelen in den Adern war, umso stärker wurde der Drache.

Aber so war es nicht, denn die Menschen starben nicht durch die Hand der toten Drachenseele, sondern durch sich selbst. Von Menschen getötete Seelen waren ungenießbar. Und deshalb dauerte es so lange, bis die Drachenseele so stark wurde, bis sie in den Kran wanderte.

Und heute hat er gemerkt, dass der Pakt gebrochen wurde. Denn die vielen Menschen, die er getötet hatte, kamen nicht mehr als Katzenseelen zu ihm zurück. Und schlimmer noch! Die Alfs und Olfs und Ilfs bildeten einen Menschen aus. Einen Gegenpart zu dem Drachen. Ein Gegner. Ein Rivale. Ein Feind!

Der Baukran fliegt einmal quer über den Dorfplatz in Buxtehude, in ein noch vollkommen zerstörungsfreie Eisdiele und zerstört dort die großen Fensterscheiben mit einem lauten Knall. Der Kran ist so deformiert, dass er es nicht mehr heraus schafft und erliegt dort, an seinen Verletzungen.

< Ja man! >, schreie ich und recke, wie einst Rocky, die geballte Faust nach oben. Dabei fliegt mir ein goldenes Ei aus der Faust und verschwindet mit einem Zischen, wie bei den Raketen zu Silvester, im Himmel. Erstaunt und gespannt warte ich auf einen Knall oder eine Explosion, aber es geschieht nichts. Ein kleine Enttäuschung macht sich in mir breit, obwohl ich mich auch freue, ein Ei aus der Faust fliegen gelassen zu haben.

Weil ich den Baukran erfolgreich zerstört habe und dabei laut war, kommen nun mehrere Krane aus allen Straßen auf mich zu. Ich bleibe stehen, konzentriere mich und suche den Tiger in mir.

Und tatsächlich finde ich ihn. Mutig, schlagfertig und schnell laufe ich im Kreis und vernichte alle Krane in Sekunden. Eine riesige Pranke ragt jetzt aus meinem rechten Arm und ersetzt dort die Hand, die soeben noch da war.

Ich schaue mir das Ergebnis an, denke in 4D und suche auf der weißen Leinwand, in den rotierenden Bällen, Horst. Doch egal wie ich schaue und suche, ich kann ihn nicht finden. Entschließe mich zu meinen Freunden zurück zu fliegen und drücke mit meinen Geist auf den Ball.

Wusch! Ich lande auf dem roten schmierigen Boden.

< Dieses dumme fiese Arschloch!!! >, schreie ich in die Welt und verschwinde in die Ebene des 4D Raums.


VIII


Ich springe. Springe von einer Kugel in die nächste. Hinein und wieder raus. Ab und zu mit einem Treffer. Horst. Ich bin in Berlin. Er sieht mich und springt weg. Ich suche im Raum nach ihm. Nichts. London, Belfast, München. Immer zu spät. In New York Metzeln ich drei Krane nieder. Auf dem Time Square. Die Tribüne rot. Rot von Blut der Opfer. Von den Amerikanern und den seltenen Touristen, die sich verhalten, als ob es die Gefahr der Krane nicht gibt. Ignoranz schützt vor Dummheit nicht.

Springe nach Japan. Nach Tokio, Rom und auf die Pyramiden. Immer zu spät.

Erinnere mich an den Kampf auf Melmak zurück. Auch da war ich immer zu langsam. Muss meine Taktik ändern.

Ich begebe mich also in den 4 Dimensionalen Raum und mache mich klein. Sehr klein. Dann suche ich eine enge kleine Stelle in den Raum aus und begebe mich dort hinein. Da setze ich mich hin und überlege. Überlege über die Zeit, die Region und den Sinn der Geraden. Dann stelle ich mir alles wie ein Stück Papier vor und wölbe es. Lege in meinem Geist das Blatt zusammen. Und stelle mir dann wieder die Portale vor. Ich mache mich wieder groß und springe in eins dieser Portale. Ich bin an 2 Orten gleichzeitig. Im Hintergrund der Eiffelturm und genau davor die Niagarafälle. Die Sonne scheint mir über die Schulter und der feine Wasserdampf funkelt im Regenbogen- Licht. Der Eiffelturm umhüllt von allen Farben.

Auch die Häuser sind in den bunten Farben gehüllt und ich fühle mich geborgen. Frei. Liebe liegt in der Luft. Alles wird unwichtig. Nur hier ist es super. Hier liegt der Hund begraben.

Doch es nützt nichts. Ich springe wieder in den 4 Dimensionen Raum, falte das Papier erneut und springe erneut in eine Kugel.Ich stehe im Louvre. An der Decke ist der strahlend blaue Himmel zu sehen. Ich rieche Salz, höre das Meer. Neben der Mona Lisa steht eine Palme. Auf ihre springen Affen herum. Links von mir ein Nashorn. Drehe mich um. Alf schaut mich an. In der Hand eine kopflose Katze. <Hunger? > Hinter Alf ein Flughafen. Ein Hubschrauber und ein Flugzeug landen. Unter mir das kalte Eis der Arktis.

Puh!“, denke ich mir und springe zurück in dem Raum.

Falte das Papier. Springe in das Portal, in die Welt der 8 Welten. Springe zurück, falte, springe ins Portal, 16 Welten.

In der 64sten Welt sehe ich zum ersten Mal Horst. Es ist laut. Alle Straßen der Welt sind hier. Alle Vögel zwitschern Ohrenbetäubend ihre Lieder.

Ich schwebe. Ich schwebe ungefähr 100 Meter über den Boden. Vor mir erblickte ich alle 64 Orte der Welt. Manche sind banal, kleine Wüsten und Oasen. Aber auch Städte, wie Berlin und Washington sind vertreten. Alles passiert gleichzeitig. Auf der rechten Seite geht die Sonne gerade auf, in der Mitte regnet es. Ein Sturm in der Karibik und links ein mächtig schöner Sonnenuntergang.

Das komplette Leben.

Alle Arten von Tiere sind da. Pinguine, sitzen ruhig neben einem Löwen. Alles ohne Zwang, denn in Wirklichkeit sind sie Kilometer weit auseinander. Sehen sich nicht. Wissen nicht, dass es sie überhaupt gibt. Überall wuselt es. An jedem Platz ist was los.

Selbst der K2 ist da. Hinter mir erstreckt er sich weit nach oben. Die Spitze nicht zu sehen. Aber auch hier laufen die Menschen umher. Noch einmal auf dem Berg. Solange sie noch leben.

Und im hinteren Teil dieser riesigen Welt sehe ich Horst. Sehe wie er springt. Sehe das er eben auf Malle war und kurz darauf in Amsterdam ist. Sehe seine Spur. Eine Spur der Verwüstung. Noch hat er mich nicht bemerkt. Aber ich mache mich schon bereit. Bleibe in der Luft stehen und schleudere meine Hände, wie ein Shaolin-Kampfer umher und forme mit meinen Händen eine Kugel.

Zwischen den fast aufeinander liegenden Handflächen fängt es an zu blitzen. Kleine Blitze huschen von der einen und auch von der anderen Handfläche in die Mitte und werden dort zu einer funkelnden und pulsierenden Kugel. Am Anfang nur ein kleiner Punkt der aber immer heller und heller wird. Je größer sie wird, desto mehr öffne ich die Handflächen und sehe, dass es keine Kugel, sondern ein Ei ist. Ein Ei das Blitze schlägt und ununterbrochen seine Farbe ändert. Ich konzentriere mich auf die Macht in mir. Suche den Tiger. Suche das Krokodil und auch die Giraffe und lasse alles mit hinein in das Ei fließen. Es wird größer, es wird schwerer und es beginnt zu knistern. Dann ist es vollbracht. Das Ei ist jetzt so groß wie eine Bowlingkugel. Ich bewege mich zur Seite, führe das Ei mit und platziere es neben meinen Körper. Dann suche ich Horst und drücke dann mit aller Kraft das Ei auf die Reise.

Das Ei fliegt davon. Fliegt von mir weg. Fliegt über einen See, durchquert die Wüste, über die staubigen heißen Dünen, in den Dschungel. Vorbei an einer Schlange, die sich von einem Ast hangelt, durch eine Menschenhand gemachte Schneise der Abholzung, durch eine Steppe in Russland unter Brücken hindurch, knapp über einen Fluss. Ich schaue ihr hinterher. Ich bin verbunden mit ihr. Die sehe den Horst und ich sehe auch das Ei. Ich sehe wie der Horst immer noch durch die Welten springt. Wie er in den verschiedenen Punkten der Welt kurz inne hält, ein paar Menschen tötet und dann wieder in dem nächste Portal verschwindet. Tief im Wahn, immer auf der Suche. Schnell und sicher viele Menschen töten. Schnell. Bevor es enden wird. Ich sehe den Horst, ich sehe das Ei. Und ich sehe, wie es flattert. Ich sehe, ich fühle und lenke es. Es gehört zu mir, gehört zu meinem Organismus. Es ist ein Teil von mir.

Ich sehe Horst. Er ist in Porto. Er schaut kurz in meine Richtung. Doch er sieht mich nicht. Ich schreie einen ohrenbetäubenden Schrei zu ihm. Er bleibt stehen. Er schaut mich an. Furcht in seinem Stahl. Wir haben Kontakt. Sehen uns an. Ich lenke ihn ab. Er sieht das Ei nicht. Ich lenke es. Lenke es an ihm vorbei. Rechts vorbei, mit sicherem Abstand. Wir schauen. Horst springt in eine Kampfhaltung. Uns trennen 500 Meter. Er fuchtelt mit seinem Arm und aus dem Cockpit kommt eine Feuerwelle heraus geschossen. Doch es ist zu spät. Mein Ei kommt von hinten und trifft Horst direkt in den "Hals". Der Einschlag ist so heftig und stark, dass sofort die Erde anfängt zu beben.

Und auch Horst ist sofort hinüber. Die Stärke des Tigers, die enorme Kraft des Krokodil und die enorme Ausdauer der Giraffe lässt den Kran, den Horst zerbersten. Die einzelnen Stahlbrocken fliegen umher und die alte Drachenseele stirbt schlagartig. Kein zucken, kein Aufbäumen, wie bei James Bond. Es endet hier. Jetzt, für immer!

Mit dem Tod des Drachen sterben auch die anderen Krane. Die Welt ist befreit. Die Gefahr ist gebannt. Nun ist es an der Zeit aufzuräumen. Sauber zu machen. Ich fliege aus dem Raum. Lande bei meinen 100000 Menschen und fange an, die frohe Botschaft zu verkünden.


Ende!

 

 

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